Schauspielstudenten brillieren in der Inszenierung von Samuel Weiss.

Alle Spieler sind einmal "Baal" in Samuel Weiss' fantasievoller und packender Inszenierung von Brechts rebellischem Jugenddrama im Malersaal. Weiss hat die Koproduktion von Schauspielhaus und Schauspielstudenten des dritten Jahrgangs an der Theaterakademie erarbeitet. Und einen großen Wurf gelandet. Der Regisseur holt nämlich die jungen Künstler mit seiner klug und spannungsvoll montierten Szenencollage exakt da ab, wo sie im Leben stehen. Mit dem unangepassten, aufsteigenden und scheiternden Schriftsteller können sie ihre Ängste, den Größenwahn, die Erfolgs- und Lebensgier, die Anfälle von Rebellion, saufendem Selbstzweifel, Todessehnsucht oder Zynismus in Körpertheater-Bildern zwischen Wunschtraum und Wirklichkeit austoben.

Die vor Spiellust sprühenden Akteure entwerfen in den prallen Körpertheater-Bildern das aus (oft widersprüchlichen) Einzel-Ichs zusammengesetzte Mosaik einer modernen multiplen Persönlichkeit. Sie verkörpern Baals männliche und weibliche Charakteranteile. Zeigen den flotten Stecher und das im hemmungslosen Säufer schlummernde Muttersöhnchen. Oder den latenten Schwulen und smarten Popstar beim Bad in der Menge. Sogar im Pausenfoyer liefern sie sich eine tolle Sauf- und Rauf-Orgie, brillieren in den Einzelauftritten wie auch als perfekt eingespieltes Ensemble. Die glänzende Aufführung sollte man sich nicht entgehen lassen. Sie steht nur noch dreimal auf dem Spielplan.

Klaus Witzeling

Baal: Sa 17.4., 12. u.13 5., 20.00, Malersaal im Schauspielhaus (U/S Hauptbahnhof), Kirchenallee 39, Karten zu 16,- unter T. 24 87 13 oder www.schauspielhaus.de