Oliver Parker scheitert an der Literaturverfilmung von “Das Bildnis des Dorian Gray“

Der große Dandy des 19. Jahrhunderts, Oscar Wilde, hat einen einzigen Roman hinterlassen, der die Fantasie von Filmemachern unermüdlich anregt. Viele haben sich schon an diesem Stoff versucht. Oliver Parker müht sich, in seiner inzwischen dritten Wilde-Adaption aus "Das Bildnis des Dorian Gray" einen glitzernden Mystery-Thriller zu konstruieren - und scheitert. Er hat in Ben Barnes einen schönen, reichen, aber auch nichtsnutzigen und leergesichtigen Dorian Gray.

Im viktorianischen London begegnet er dem diabolischen Dandy Lord Henry Watton, gespielt vom allzeit souveränen Colin Firth. Watton nimmt Einfluss auf den jungen Mann, lehrt ihn, die Selbstverwirklichung zu genießen und dabei die warnenden Stimmen des moralischen Skrupels zu überhören. Und so kommt es, dass Gray jung bleibt, das Porträt aber, das der von Ben Chaplin gespielte Maler Basil Hallward von ihm angefertigt hat, im Dunkel eines Dachbodens langsam vergilbt und monströser wird. Zum Zwiespalt Dorian Grays über die großen Fragen des Lebens - Wie weit darf die persönliche Freiheit reichen? Was darf die Leidenschaft? Ist Grenzüberschreitung als abendfüllender Selbstzweck in Ordnung? - findet der Film keine Position und auch keine tiefe Auseinandersetzung.

Oberflächlich spult Parker die Handlung herunter. Grays Entgrenzung reduziert er aufs rein Sexuelle. Wildes Überlegungen zu Gesellschaft und Ästhetik ignoriert er, dabei würden die auch und gerade heute in der Nach-68er-Gesellschaft einen interessanten Blickwinkel ergeben. Noch nicht einmal die mit Colin Firth, Ben Chaplin und Rebecca Hall wirklich ansehnliche Besetzung vermag dem Treiben Bedeutung, Schwere und Sinn zu verleihen.

Stattdessen verlässt sich der Film im letzten Drittel ganz auf die Ekeleffekte, greift tief in die Kiste des trashigen Splatterfilms. Die sind dann leider so stümperhaft angelegt, dass es noch nicht einmal für einen gepflegten Gruselschauer reicht. Das monströse Bild ist dazu mit einer derart grunzenden und schmatzenden Tonspur unterlegt, dass man unfreiwillig lachen muss. Das hätte Oscar Wilde ganz bestimmt nicht gewollt.

Das Bildnis des Dorian Gray UK 2009, 112 Minuten, ab 16 Jahren, R: Oliver Parker, D: Ben Barnes, Colin Firth, Ben Chaplin, Rebecca Hall, täglich im Cinemaxx Dammtor, Streit's (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Smart-City; www.doriangray-derfilm.de

Bewertung: belanglos