Die Cellistin Sol Gabetta spielt mit Paul McCreesh und dessen Orchester Basel in der Laeiszhalle

Die meisten britischen Komponisten sind in Deutschland ähnlich beliebt wie Linksverkehr und Pfefferminzsoße: Außer Elgars Orchestermarsch "Pomp and Circumstance" schaffen nur wenige Stücke den Sprung von der Insel in hiesige Konzertprogramme. Schade eigentlich - denn die englische Musikgeschichte hat natürlich weit mehr zu bieten als krönungstaugliche Ohrwurmhymnen.

Zum Beispiel ein wunderbares Meisterwerk aus der Feder desselben Komponisten: In seinem 1919 entstandenen Cellokonzert schlägt Edward Elgar - unter dem unmittelbaren Eindruck des Ersten Weltkriegs - ganz andere Töne an: Anstelle majestätisch auftrumpfender Selbstgewissheit ist da vor allem eine tiefe Melancholie zu spüren, die sich in schwermütigen Themen und dunklen Orchesterfarben ausdrückt. Um diese Musik wirklich anrührend zum Leben zu erwecken, bedarf es einer sensiblen, aber eben nicht sentimentalen Interpretation. Und die ist der Cellistin Sol Gabetta in ihrer kürzlich erschienenen Aufnahme des Elgar-Cellokonzerts wunderbar gelungen: Sie setzt dort auf einen ganz feinen, gedeckten und nach innen leuchtenden Klang. Ob sie das Stück auch im Konzert so introvertiert und kammermusikalisch spielt, ist nun bei ihrem Auftritt im Rahmen der Reihe "Pro Arte" zu erleben, wo Sol Gabetta vom Kammerorchester Basel unter Leitung von Paul McCreesh begleitet wird.

Zuvor dirigiert der Maestro - sonst eigentlich eher in der Barock- und Renaissancemusik unterwegs - das spätromantische Intermezzo "The Walk to the Paradise Garden" seines Landsmannes Frederick Delius. Und zum Abschluss des Konzerts machen sich der Brite und sein Schweizer Orchester dann noch auf nach Tschechien: In der zweiten Hälfte steht Dvoraks siebte Sinfonie auf dem Programm, die neben feurig-volksmusikantischen Passagen auffallend viele schwermütige Momente hat - auch in der böhmischen Musiktradition gibt es noch viel zu entdecken.

Sol Gabetta, Kammerorchester Basel Do 15.4., 19.30, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Tickets 23,- bis 89,- an den bek. Vvk.stellen und unter T.01805/66 36 61