Hamburg. Herrje, muss das wirklich sein? Sich gleich zu Beginn des Auftritts kichernd in den Schritt zu fassen, weil der Reißverschluss, hahaha, noch offen stand? Und dann noch ein anbiedernder Spruch über den FC St. Pauli? So ist er halt, sagen Fans von Nigel Kennedy - viele waren in die Laeiszhalle gepilgert, um ihn mit seinem Orchestra of Life zu erleben.

Also gut, Benehmen ausklammern. Ohren auf die Musik. Und? Ja, es gibt sie, die Momente, in denen der Brite andeutet, was für ein tief empfindender Geiger er sein kann: Wenn er etwa im Duett mit der Solocellistin Bach-Inventionen spielt und dabei zart und sensibel streicht. Wenn er, in der Solo-Zugabe, ganz bei sich selber ist. Aber immer wieder stören die quälend langen Moderationen und Mätzchen - die vordergründige Virtuosität, das Aufstampfen. Wenn er seine E-Geige zur Hand nimmt, ist ohnehin der Ofen aus - sie ist viel zu laut, bügelt alles andere platt. Teilweise bleibt nur breiiger Lärm. Trotzdem hat das Publikum mehrheitlich Spaß. Kennedy selber auch: "I'm a lucky bastard." Kann man so sagen.