Der Filmemacher starb mit 65 Jahren. Er prägte das deutsche Autorenkino. Mit etlichen Preisen geehrt, zählte er zu den großen deutschen Regisseuren.

Hamburg. Es gehe um ein Spiel mit der Gefahr, ein Spiel mit den Grenzen, so sagte es Werner Schroeter erst vor wenigen Tagen in einem Interview anlässlich seines 65. Geburtstags und formulierte damit das Programm seines künstlerischen Schaffens. Schroeter, einer der Vertreter des deutschen Autorenkinos, wurde 1945 in Thüringen geboren und ab Ende der 60er-Jahre eine bestimmende Figur in der Filmlandschaft.

Regie-Legende Rainer Werner Fassbinder nannte den nie ohne Hut auftretenden Schroeter einmal den "wichtigsten, spannendsten Regisseur des alternativen Films". Bekannt wurde Schroeter 1969 mit seinem Opernfilm "Eika Katappa". Sein größter Erfolg war allerdings der Spielfilm "Wolfsburg oder Palermo", für den er 1980 den Goldenen Bären bekam. Der Film, der von einem italienischen Gastarbeiter handelt, ist in seiner formalen Mixtur typisch für das Werk des stets Außenseiter gebliebenen Schroeter. Neben die realistische Ebene des Films rücken Elemente aus der Oper, der Satire und des Surrealismus. Verfremdungseffekte, die seine Arbeiten zu singulären Hervorbringungen des deutschen Films machen. Neben Fassbinder, Volker Schlöndorff, Werner Herzog und Wim Wenders gehörte er zu den großen Regisseuren hierzulande.

Sein unbedingter Kunst- und Stilwille verhinderte allerdings einen allzu großen Publikumserfolg. Was Schroeter nicht anfocht. "Sie können doch nicht verlangen, dass nun jeder alles versteht, was ich mache!", antwortete er einmal in einem Interview auf eine diesbezügliche Frage. Nachdem er 1971 von Peter Zadek entdeckt worden war, inszenierte er fortan Opern an deutschen und internationalen Bühnen. In Hamburg zeigte er Mitte der 90er-Jahre am Thalia-Theater Mussets "Les Caprices de Marianne" und am Schauspielhaus Molières "Der Menschenfeind" und Kushners "Engel in Amerika" (mit Zazie de Paris). Rosa von Praunheim, der zeitweise Schroeters Lebensgefährte war, würdigte den Verstorbenen in einem in der Online-Ausgabe der "Frankfurter Rundschau" veröffentlichten Brief. "Trotz aller Konkurrenz, die ich oft empfunden habe, bleibt in mir die Erinnerung an unsere gemeinsame Jugend, an unsere verrückten Filme, die wir wild und frech mit wenig Geld und viel Spaß realisierten", schrieb er. "Du warst einer der großen Außenseiter des deutschen Films und der Theaterbühne, ein perverser Poet, ein Zauberer des Lichts und der Schönheit, der sich erfrischend aus der Masse der Kinorealisten heraushob."

Schroeter starb am Montagabend in Kassel. Er litt an Krebs.