Willkommen in der Sackgasse: Suzanne von Borsody und Hannes Jaenicke spielen die Hauptrollen in der TV-Romanze "Schlaflos in Oldenburg", die 90 Minuten lang in verschiedenen Variationen um ein zentrales Motiv kreist - wie das Leben noch einmal neuen Schwung kriegt, wenn man in den mittleren Jahren ist und sich hoffnungslos im Alltagssumpf festgefahren hat. "Wir alle leben in unserem Trott, bis wir in Rente gehen oder tot umfallen", sagt Hauptdarsteller Jaenicke. "Vor allem Männer haben einen Hang zur Bequemlichkeit." Die ARD zeigt die entspannte Liebesgeschichte heute Abend zur besten Sendezeit.

Der 50-jährige Jaenicke, der zurzeit im Film "Waffenstillstand" über den Irak-Krieg in den Kinos zu sehen ist, spielt in "Schlaflos in Oldenburg" den Koch Jan. Obwohl hoch talentiert, schiebt er lieber in der Kantine des Stadtarchivs eine ruhige Kugel, als einen Gourmettempel zu eröffnen.

Doch dann tritt Kommunikationstrainerin Lis (Suzanne von Borsody) in Jans Leben - sie soll zwischen den verfeindeten Mitarbeitern des Archivs vermitteln. Da sie ihre eigenen Ratschläge zur Problemlösung aber selber nicht befolgt, ist sie bereits zweimal geschieden - und wälzt sich folglich nachts schlaflos und einsam in ihrem Bett.

So verschieden Lis und Jan auch sind, unaufhaltsam kommen sich die beiden (natürlich) doch näher - bei Plänkeleien über schlechten Kaffee, gutes Essen und die richtige Lebenseinstellung. Der lässige Frauenschwarm bringt der spröden Geschäftsfrau bei, sich auch mal treiben zu lassen, sie bewegt ihn dafür im Gegenzug dazu, endlich mehr aus seinem Talent zu machen und ein Restaurant zu eröffnen.

Regisseur Johannes Fabrick erzählt diese erwachsene Liebesgeschichte heiter und melancholisch, aber fast ohne dramatische und komische Zuspitzungen - das wirkt zwar sehr entspannt, teilweise fehlt der Inszenierung aber doch der rechte Zug.

Der Film sei "ein Kleinstadtmärchen, das nah ans wirkliche Leben herankommt", sagt Suzanne von Borsody. Begleitend zur erzählten Liebesgeschichte streut Regisseur Fabrick immer wieder kleine Szenen über die Mitarbeiter des Stadtarchivs ein, die dank des Kommunikationstrainings das Visier öffnen und gegenseitig zarte Bande knüpfen.

Im lustigsten Moment des Films schmettert ein homosexueller Mitarbeiter beim gruppendynamischen Karaoke-Singen "Ein Lied kann eine Brücke sein". Der Titel des TV-Dramas erinnert natürlich an die US-Romanze "Schlaflos in Seattle" aus dem Jahr 1993 mit Meg Ryan und Tom Hanks.

Die große Liebe, das jedenfalls ist die zentrale Botschaft des ARD-Films, gibt es aber nicht nur in Hollywood - sie kann einen auch in einer profanen Kantine irgendwo in Deutschland erwischen.