Hamburg. Die Pulitzer-Preise, die begehrtesten Auszeichnungen, die es im amerikanischen Journalismus gibt, sind im Internet-Zeitalter angekommen. Gleich drei Preise gewannen Online-Medien, die überhaupt erst seit vergangenem Jahr Beiträge einreichen dürfen.

In der Sparte Enthüllungsjournalismus ging der Pulitzerpreis an das gemeinnützige Internet-Projekt Pro Publica des ehemaligen "Wall Street Journal"-Chefredakteurs Paul Steiger. Die Organisation, die von mehreren Stiftungen getragen wird, wurde für eine Reportage über die schwierige Arbeit von Ärzten in New Orleans nach dem Hurrikan "Katrina" geehrt. Dabei arbeitete sie mit dem ebenfalls ausgezeichneten "New York Times Magazine" zusammen.

Die "Seattle Times" gewann den Preis in der Kategorie "Breaking News" für ihren Einsatz von Twitter-Nachrichten in der Berichterstattung über eine tödliche Schießerei. Und der Karikaturist Mark Fiore erhielt eine Auszeichnung für seine animierten Cartoons auf der Website des von Einstellung bedrohten "San Francisco Chronicle".

Die meisten Preise räumte mit der "Washington Post" jedoch wieder eines der großen traditionellen amerikanischen Blätter ab: Sie wurde in den vier Kategorien internationale Berichterstattung, Features, Kommentar und Kritik ausgezeichnet. Die Online-Medien würden aber zunehmend stärker, sagte Sig Geissler von der New Yorker Columbia-Universität, welche die Preisverleihung organisiert.

Die "New York Times", die 2009 noch fünf Auszeichnungen bekam, musste sich diesmal mit drei Preisen bescheiden. Dafür wurde in der wichtigen Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" überraschend die winzige Lokalzeitung "Bristol Herald Courier" aus Virginia ausgezeichnet. Das Blatt mit einer Auflage von 33 000 Exemplaren hat nur sieben Redakteure. Es hatte aufgedeckt, dass zahlreiche Grundeigentümer von Energie-Unternehmen um Abgaben für Gasbohrungen geprellt wurden.

Kein Preis ging an das Boulevardblatt "National Enquirer", das sich mit der Aufdeckung einer außerehelichen Affäre des demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Edwards beworben hatte. Traditionsreiche Abonnementzeitungen hatte die Bewerbung irritiert.