Ex-Talking-Heads-Kopf David Byrne verarbeitet auf “Here Lies Love“ den Weg der Schönheitskönigin Imelda Marcos zur philippinischen First Lady.

Hamburg. Imelda Marcos war eine Expertin des Zuviel. Die Gattin des 1986 entmachteten philippinischen Diktators Ferdinand Marcos stilisierte sich als Übermutter der Nation - heute erinnert man sich vor allem an ihre Begabung als Schuhsammlerin. Ihre Kollektion von 3000 Paar lässt sich seit geraumer Zeit in einem Museum bestaunen. Denkmal genug? Nicht für David Byrne. Der Ex-Talking-Heads-Kopf verarbeitet den Aufstieg der armen Schönheitskönigin zur First Lady durch die Brille ihrer Nanny Estrella Cumpas auf dem Doppelalbum "Here Lies Love".

Die von ihm so geliebten südamerikanischen Calypso-Rhythmen ließ er sich von dem Londoner DJ Norman Cook, besser bekannt als Fatboy Slim, discotauglich aufpeppen. Stolze 22 überwiegend weibliche Gastsänger, echte Sirenen ihres Fachs, liefern Gastbeiträge. Florence Welch von Florence And The Machine, Tori Amos, Roisin Murphy - aber auch der spröde Steve Earle singen Originalzitate der heute 80-jährigen Marcos.

"Here Lies Love", so ihr eigener Wunsch für ihre Grabinschrift, erzählt blumig und temporeich ihre Wandlung von einer jungen Frau zur Repräsentantin eines der korruptesten Regimes aller Zeiten. Was macht diese unbeliebte Frau musicaltauglich? Laut Byrne ihre Psychologie, zu deren Erforschung ihn Ryszard Kapuœciñskis Buch "The Emperor - Downfall Of An Autocrat" über den äthiopischen Kaiser Haile Selassie anregte. Außerdem natürlich ihre überlieferte Liebe zur 70er-Jahre-Discomusik. Zugegeben, ein bisschen durchgeknallt das Ganze, aber in jedem Fall herrlich ironisch - und unbedingt tanzbar.

David Byrne & Fatboy Slim: Here Lies Love Nonesuch/Warner; Internet: www.davidbyrne.com