Hamburg/Cannes. Im Mai, wenn die Filmfestspiele von Cannes wieder weltweit Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sind es die Stars und Sternchen, die die französische Riviera zum Glitzern bringen. Weniger schillernd geht es in dieser Woche zu, wenn die MIP-TV, die weltweit größte internationale Fernsehmesse, bis 16. April ihre Türen öffnet. Hier kreist die Branche (laut Veranstalter rund 13 000 Vermarkter) vor allem um sich selbst, hier decken sich die Sender mit Shows, Serien und Spielfilmen für den Herbst ein.

Alle größeren deutschen Sender schicken ihre Ein- und Verkäufer nach Cannes. Dazu gehören unter anderem die Bavaria Film, die SevenOne International, die die eigenentwickelten Filme, Serien und Shows von ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 an ausländische Interessenten vermarktet, sowie ZDF Enterprises, die ARD mit der Degeto Film und der Telepool sowie die German United Distributors, ein Zusammenschluss mehrerer Verkäufer.

Studio Hamburg Distribution & Marketing (SHDM) präsentiert in ihrem Portfolio fiktionale Stoffe wie etwa die drei Siegfried-Lenz-Verfilmungen mit Jan Fedder ("Der Mann im Strom", "Das Feuerschiff", "Die Auflehnung") und die computeranimierte Kinderserie "Antjes Fischkoppgeschichten", die unter anderem Al-Dschasira Children's Channel verkauft wurde. Das polnische Fernsehen soll verstärktes Interesse an den SHDM-Naturfilmdokumentationen zeigen, insbesondere aus dem Genre Wildlife. Ebenfalls hoch gehandelt wird die erst vergangene Woche erstmals ausgestrahlte und viel gelobte Dokumentation "Aghet" über den Völkermord an den Armeniern. In den vergangenen Jahren hatte SHDM etwa den NDR-"Tatort" mit Maria Furtwängler in den Iran, die ARD-Polizeiserie "Großstadtrevier" nach Italien verkauft.

Die Produktionsfirma Yellow Bird Pictures gab bekannt, Henning Mankells Kriminaldrama "Der Chinese" ab 26. April zu verfilmen - allerdings nicht in China, wo man keine Dreherlaubnis erhielt, sondern in Taiwan. Regie führt Peter Keglevic, die Hauptrollen in der internationalen Koproduktion übernehmen Suzanne von Borsody, Claudia Michelsen und August Schmölzer.

Jens Richter, Geschäftsführer des ProSiebenSat.1-Weltvertriebs SevenOne International, bilanzierte, das Interesse der Free-TV-Sender liege derzeit auf Formaten, die als Programm-Highlights für die Primetime eingesetzt werden können und den Charakter einer Live-Sendung haben, sowie Themen rund um Essen, Gefühle und Heimat.