Das New Yorker Duo MGMT spricht sich “Management“, ihr neues Werk “Congratulations“ ist ein respektables Anti-Hit-Album.

Hamburg. "Kids" heißt der Song, mit dem Andrew VanWyngarden und Ben Martin Goldwasser so ziemlich die größte Popsensation schafften, die für zwei New Yorker Indie-Kids denkbar ist, die gerne Noise Rock, Psychedelia, die Beach Boys und Elektro hören. Und dabei eigentlich nie vorhatten, eine Band zu gründen.

Vor zwei Jahren wurden die beiden Musiker aus Brooklyn, die sich zusammen MGMT (sprich: "Management") nennen, schlagartig berühmt - und galten aufgrund zweier weiterer Singles, die sowohl die Mainstream-Hörer als auch die geschmäcklerischen Hipster ansprachen, als Wunderkinder des Pop. So eingängig wie manche der Lieder von "Oracular Spectacular" muss man Popsongs erst einmal hinbekommen. Aber wer sich das Debütalbum genau anhörte, der stellte schon damals fest: MGMT ist ganz schön schräg und psychedelisch. Irgendwo zwischen Progrock und Beach Boys, auf jeden Fall bekifft.

Die Hörerfahrung dieses ersten Albums hilft einem, das zweite soeben erschienene Werk "Congratulations" zu verstehen. Denn dort finden sich ausschließlich nicht unbedingt eingängige Stücke. Sie klingen so, als kämen sie vom Hippie-Lagerfeuer. Wie so vieles zuletzt. Aber anders als etwa die Fleet Foxes will MGMT nicht lieblich sein. Im Gegenteil, Ben Goldwasser röhrt und leiert auf den neuen Songs nach Kräften.

Es ist schon bemerkenswert, wie sehr sich MGMT auf "Congratulations" allen Erwartungen verweigert. Wer einen Hit sucht, der sucht vergeblich. Am ehesten klingt "Congratulations" wie ein Album aus den 70er-Jahren, als Rockmusik ausgefeilte und sperrige Wege gehen musste, um die Perfektion eines Beatlessongs weiterzuentwickeln. Wir hören Pink-Floyd-Zitate und irgendwie dreht sich das Album MGMT's in sich selbst hinein. Es kreiselt und schwankt. So in etwa muss man sich den Sound vorstellen.

Das alles ist sehr gut gemacht, wird im epischen "Siberian Breaks" sogar zur erfreulichen Neuauflage von Airs "Moon Safari" (also dann doch eher lauschig-elektronisch als psychedelisch), lässt einen aber doch etwas ratlos zurück. Denn enttäuschen wird "Congratulations" viele, die zumindest die ein oder andere Hymne erwartet hatten. Als die New Yorker im März ihre Songs in Berlin vorstellten, kamen sie dem Publikum zumindest entgegen: Sie dekonstruierten ihre alten Hits diesmal nicht, wie anderenorts schon geschehen. Und sie sollen, so ist zu hören, sogar ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ein Anti-Hit-Album gemacht haben.

Das müssen sie gar nicht: Auch wenn ihnen ein wenig die Ideen ausgegangen sind, so verdient ihr rückwärtsgewandter Popentwurf anno 2010 zumindest Respekt. Produziert wurden die neuen Songs von Pete Kember (Spacemen 3), die Cover-Art stammt von Anthony Ausgang.

Wir sehen geschwungene Linie und Farben satt. Muss Spaß machen, sich das mit erweitertem Bewusstsein anzuschauen. "Congratulations" ist mutig. Vielleicht haben Goldwasser und VanWyngarden von den Flaming Lips gelernt, bei deren letztem Album sie mitarbeiten durften. Machen, auf was man gerade Lust hat und dabei die Charts einfach gepflegt ignorieren - gar keine schlechte Einstellung. Lediglich der Plattenfirma wird das nicht gefallen.

MGMT: Congratulations (Sony BMG), im Handel erhältlich; Internet: www.whoismgmt.com