“A Foggy Day“ bis “Don't Explain“: Die Jazz-Sängerin gastiert mit einer Hommage an ihr Idol Billie Holiday.

Jede Jazzinterpretin nimmt sich früher oder später, meistens aber früher, die Lieder der großen Billie Holiday vor. Das, was die Grande Dame des Jazz, Dee Dee Bridgewater, auf ihrem aktuellen Album "Eleonora Fagan (1915-1959) - To Billie With Love From Dee Dee" zum Klingen bringt, ist tatsächlich das pure künstlerische Liebesbekenntnis.

Dabei wollte Bridgewater nach ihrem Fitzgerald-Tribut "Dear Ella", das 1998 mit zwei Grammys gekürt wurde, keine weitere Hommage mehr einspielen. Auch gleicht ihr virtuos strahlendes Organ eher einem Orkan, wogegen Billie Holiday, die 1915 eben als Eleonora Fagan Holiday geboren wurde, eher zum begrenzten Stimmvolumen, aber zu dramatischen Abstürzen und zur grau verhangenen Schwermut neigte. "Ich lasse sie hochleben auf meine Art", sagt Bridgewater. Und wie: Ihre Interpretationen haben nichts von der Zerrissenheit und den melancholischen Schleiern von "Lady Day". Offensiv stürzt sich die Sängerin hinein in "Lady Sings The Blues", "Don't Explain" oder "A Foggy Day", in einer sehr dynamischen Lesart.

Und das ist live ein Erlebnis, wie heute Abend bei ihrem Auftritt in der Laeiszhalle zu hören sein wird. Bridgewater zählt neben Cassandra Wilson und Dianne Reeves zu den maßgeblichen Jazzstimmen der Gegenwart. Auch ihre vier Begleitmusiker versprechen Hochklassiges, vor allem Bassist Christian McBride und der für sein virtuoses Spiel gerühmte Saxofonist James Carter. Nicht zu vergessen der puertoricanische Pianist Edsel Gómez, der auch alle Arrangements auf dem Album verantwortet. Und warum hat Dee Dee Bridgewater es nun aufgenommen? Sie sei bald 60 und habe es nicht mehr nötig, jedem den Hintern zu küssen, sagt die Diva. Klare Worte.

Dee Dee Bridgewater heute, 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Eintritt ab 32,70; Internet: www.deedeebridgewater.com