In der gut besuchten Laeiszhalle gab die deutsch-japanische Pianistin ein Konzert mit Werken von Mendelssohn, Beethoven, Chopin und Liszt.

Hamburg. Das Kleid war ein Hammer. Aus Seide oder Chiffon, unverschämt schön fließender Stoff jedenfalls. Weiß, bodenlang, ohne Ärmel und fast rückenfrei. Die angehende Starpianistin Alice Sara Ott muss einfach wollen, dass das Auge mithört, sonst würde sie so was nicht anziehen zum Klavierspielen in der Öffentlichkeit. Wir schlagen im Folgenden trotzdem tapfer die Hände vors Gesicht und berichten über das Gehörte.

Die 21-jährige Deutsch-Japanerin hatte für ihr Debüt-Recital bei Pro Arte am Mittwoch in der sehr gut besuchten Laeiszhalle Musik des 19. Jahrhunderts mitgebracht. Bei Mendelssohns Variations sérieuses d-Moll op. 54 wirkte ihr Spiel bei aller Akkuratesse noch etwas knospig. Das verträumte Schattenreich des Adagio sostenuto der Mondscheinsonate von Beethoven durchwanderte Frau Ott fast meditativ. Das Allegretto lebte von stark bewegten dynamischen Bögen, im Presto agitato geriet ihre pianistische Disziplin in aufregenden Wettstreit mit wachsender Ungeduld des Herzens. Die kam Chopins b-Moll-Scherzo op. 31 zugute, dessen Stimmungsschwankungen Frau Ott in schönstes emotionales Aprilwetter auf den Tasten übersetzte.

Nach der Pause gab's ein duftendes Walzer-Bukett vom Großfloristen des Pianos, Frédéric Chopin - Musik für Ballerinen im Ruhestand. Sie spielt das alles gut und schön, Drive und ekstatischen Schwindel wird ihr das Leben noch beibringen. War Alice Sara Ott da noch mehr Kirschblüte als Samurai, zückte sie bei den zwei zwischen Spieluhr und Stahlgewitter oszillierenden Études von Franz Liszt umso beherzter das Virtuosenschwert. Ein toller Showdown.