Ein Dokumentarfilm über drei Geschwister, Hassan, Lial und Maradona, dessen (Über-) Leben dieser Film folgt.

Berlin-Neukölln kennt man aus Detlev Bucks "Knallhart": ein Problemkiez mit hohem Anteil von Migranten und Hartz-IV-Empfängern. Ein etwas anderes Bild entwirft der Dokumentarfilm "Neukölln Unlimited", der mehr als ein Jahr lang dem (Über-)Leben dreier Geschwister folgt. Über Lial (19), Hassan (18) und Maradona (14) Akkouch hängt das Damoklesschwert der Abschiebung, sie sind in Deutschland nur geduldet, teilweise seit 16 Jahren.

Die Erinnerung an die erste Abschiebung in den Libanon (die an Maradonas neuntem Geburtstag stattfand) ist ihnen noch höchst präsent - der Film stellt sie eindrucksvoll als Animation nach. Damit sie nicht erneut abgeschoben werden, muss es ihnen gelingen nachzuweisen, dass sie ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Da die Eltern getrennt leben, versuchen die drei, ihre Mutter und die jüngeren Geschwister finanziell zu unterstützen - als Breakdancer und Musiker. "Dass sie hier geboren sind, interessiert keinen Menschen", bekommen die Geschwister auf der Ausländerbehörde schon mal zu hören, aber die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihr Ziele verfolgen, nötigt den Behördenvertretern auch Anerkennung ab. Hassan weiß sich sogar in einer Diskussion mit dem Berliner Innensenator Körting in einem Jugendklub zu behaupten.

Dabei entwirft der Film ein höchst komplexes Bild, zumal des Verhältnisses der drei Geschwister zueinander. Während Maradona immer wieder von der Schule suspendiert wird, rivalisieren seine beiden älteren Geschwister um die Vaterrolle in der Familie. Unterdessen bekommt Maradona eine Zusage für die Teilnahme am "Supertalent", bei dem der erste Preis 100 000 Euro beträgt ...

Bei der Berlinale wurde "Neukölln Unlimited" im Februar mit dem Gläsernen Bären, dem Jurypreis der Sektion "Generation", ausgezeichnet. Man wünscht ihm eine weite Verbreitung, denn in seiner Aufrichtigkeit ist er ein sehr sehenswerter Gegenentwurf zu dem glatten Bushido-Biopic "Zeiten ändern dich".

Neukölln Unlimited Deutschland 2010, 99 Minuten, ohne Altersbeschränkung, Regie: Agostino Imondi, Dietmar Ratsch, täglich im Zeise; weitere Infos im Internet unter: www.neukoelln-unlimited.de

Bewertung: sehenswert