Wulf Schmiese ist neu im ZDF-Frühstücksfernsehen, das er lieber “Morgenmagazin“ nennt. Der Moderator und Journalist für politische Inhalte.

Hamburg. Wulf Schmiese macht jetzt Müsli. Und wenn er das sagt, muss er ein wenig schmunzeln, weil es so gut passt. Zum Frühstück. Zum Frühstücksfernsehen. Schmiese nennt die Sendung aber lieber "Morgenmagazin". Das klingt weniger nach Gesundheitsratgeber und Quiz des Tages, auch wenn es das weiterhin geben wird, wenn Schmiese heute zum ersten Mal das ZDF-"Moma" moderiert.

Aber seine Verpflichtung ist ein klares Bekenntnis der Macher zum politischen Schwerpunkt der Sendung. "Wir haben das Ziel, vermehrt eigene Themen zu setzen und dadurch die Nachrichten des Tages mitzuprägen", sagt Redaktionsleiter Ulf-Jensen Röller. Gehaltvoll werde es sein, aber auch mit Schokolade und Früchten. Müsli eben. Der 43 Jahre alte Wulf Schmiese berichtete zuvor ein Jahrzehnt lang für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" von Koalitionsrunden und Krisengipfeln aus der Berliner Republik. Er arbeitete schon für "Die Zeit", "Die Welt", den Wiener "Standard" und schrieb für den "Spiegel" aus Washington. Jetzt ersetzt er Christian Sievers, der seit Herbst das ZDF-Studio in Tel Aviv leitet.

In einem seiner letzten Artikel für die FAZ hat Schmiese über den Streit zwischen Unionspolitiker Volker Kauder und seinem Kollegen Norbert Röttgen geschrieben. Eine halbe Seite Text, es ging um Atomenergie und den Frieden in der CDU, um Brückentechnologie und den Fraktionsvorsitz. Schmieses Chef kam am nächsten Morgen zu ihm. "Na, schaffst du das auch in einsdreißig?", hat er ihn neckisch gefragt. Eine Minute und 30 Sekunden, vielleicht zwei Minuten hätte Schmiese bei seinem neuen Arbeitgeber gehabt, um dieses politische Geflecht zu erklären.

Das Fernsehen lebt von der Kürze und einer Welt in schnellen Bildern. Und manchmal kann diese Fernsehwelt in die Oberflächlichkeit kippen. Schmiese wisse das - aber der promovierte Geschichtswissenschaftler sieht auch die Chance des Magazins am Morgen. "Wir können den Menschen die komplizierte Politik in klaren Worten und Bildern erklären." Er spricht vom Entknoten und vom Durchfressen bis zum Kern einer Sache. Vom Rangehen und Entzerren. Mit einem guten "Moma" - Erstes und Zweites Programm wechseln sich wöchentlich ab - könnten mehr Menschen an der Demokratie teilnehmen. Redaktions-Chef Röller ergänzt : "Wir wollten einen Journalisten und keinen Talking Head. Deshalb haben wir Wulf geholt."

Am Anfang stand eine E-Mail von Röller. Schmiese las sie in einem Internet-Café in Alaska, wo er gerade mit seiner Familie Urlaub gemacht hatte. Es habe ihm sehr geschmeichelt, dass das ZDF ihn als Hauptmoderator verpflichten wollte. Mit Schmiese bekommen die morgendlichen Interviews mit Ministern ein neues Gewicht. Das Konzept der Sendung, aber auch das Team hätten ihn überzeugt.

Und als die Moderatoren Patricia Schäfer und Cherno Jobatey nach den Sendungen der vergangenen Wochen schon abgeschminkt wurden, blieb dieses Team noch eine Stunde länger im Studio. Die Kameras drehten nach der Sendung Extrarunden mit Schmiese. Er übte die Anmoderation, die Haltung der Hände, die Position im Studio, die Kraft der Stimme bei den Gesprächen mit Mikrofon. "Die Kamera sagt Du zu Wulf", sagt Röller, schon jetzt, nach sechs, sieben Proben. Und auch Schmiese habe keine Panik vor dem ersten Auftritt. Am ehesten noch vor dem Verschlafen, sagt er. Jeden Morgen klingelt sein Wecker - um kurz vor vier Uhr.