Hamburg. Die Philharmoniker Hamburg, das traditionsreichste Orchester der Stadt, beziehen sich in der Saison 2010/11 auf ihre Geschichte: Gustav Mahler, geboren 1860 und gestorben 1911, ist gleich für zwei Jahrestage gut. Und da er als junger Dirigent am damaligen Stadttheater engagiert war, liegt es nur nah, das Programm der Saison mit der Reihe "Mahler in Hamburg" zu verflechten, die das Gesamtwerk Mahlers zur Aufführung bringt.

Die Philharmoniker übernehmen die Sinfonien Nr. 1, 2, 3 und 7, aber auch mahlersche Bearbeitungen und "Das klagende Lied". Dazu spielt etwa Isabelle Faust das Violinkonzert von Alban Berg oder singen Michaela Kaune und Dagmar Pecková die Solopartien in Franz Schuberts "Gesang der Geister über den Wassern". Mahlerfreie Abende gebe es aber auch, betonte Chefin Simone Young bei der Saisonvorstellung augenzwinkernd, die einen Blick nach Skandinavien werfen oder die junge Komponistin Olga Neuwirth auf Beethoven und Schumann treffen lassen.

Gastdirigenten sind der frühere Staatsoperintendant Peter Ruzicka und die Originalklangspezialisten Christopher Hogwood und Alessandro de Marchi. Ansonsten aber kocht über allzu weite Strecken die Chefin persönlich. Und kommt mal ein Daniel Barenboim zu diesem von Dirigenten solchen Formats wahrlich nicht verwöhnten Orchester, dann soll er, statt zu dirigieren, sein Klavier entmotten und zwei Liszt-Konzerte spielen. Das ist mehr als schade.

Als Educationprojekt gibt es ein "Mahler Camp". Und dank des neuen Marketingcoups können Internetnutzer jetzt Neue Musik der besonderen Art selber machen: über Webcams, die an fünf Hamburger Orte installiert sind, kann man den Menschen oder Autos, die sich durchs Bild bewegen, per Mausklick vorgefertigte Melodieschleifen zuordnen, die die Philharmoniker zuvor eingespielt haben.