Die 70 Meter lange Kastenschute “Praha“ wird zur “PraHHa Bootschaft“ umgebaut und soll 2012 als Kulturklub in der HafenCity festmachen.

Hamburg. "PraHHa Bootschaft" - ein Wortspiel, das nach Freiheit klingt. Überdeutlich ist die Anspielung auf die deutsche Botschaft in Prag, die 1989 zum Symbol für den Fall des Eisernen Vorhangs wurde. Wären da nicht die doppelten Buchstaben, die das Projekt eindeutig lokal verankern - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Eine alte Kastenschute mit den stattlichen Maßen von 70 mal zehn Metern soll ab 2012 in der HafenCity festmachen, um dort als Mix aus Klub, Kulturbühne und Kommunikationsplattform Szenevolk, Studenten und jung gebliebene Passagiere zu kobern.

"Wir wollen ein Ort osteuropäischer Gastfreundschaft sein - auf Augenhöhe, ohne kolonialen Blick", erläutert Mitinitiator Matthias Kanter, der hauptberuflich als freischaffender Maler wirkt. Geplant sind Kooperationen in der Stadt - "von Kampnagel bis zur Astra-Stube".

Doch bevor die "Praha" in unmittelbarer Nachbarschaft zur HafenCity-Universität in zwei Jahren fix vertäut wird, geht sie diesen Sommer wohl schon mal zur Probe vor Anker. "An prominenter Stelle" in der Innenstadt werde das Schiff voraussichtlich Anfang Juni anlanden, verrät Frank Otto. Pünktlich zur Feier der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Prag. Der Unternehmer - für seine Investitionsfreude in Unkonventionelles bekannt und derzeit als potenzieller Käufer des Gängeviertels im Gespräch - hat das ehemalige Werkstattschiff erworben. Der 52-Jährige fungiert als "Vermieter" für einen Verein, der den Kulturkutter mit Konzerten, Lesungen und Ausstellungen auf zwei Geschossen und 1600 Quadratmetern zum Leben erwecken möchte. Zudem will der Projektleiter, Galerist André Kermer, auf dem "Think Tanker" eine Tagungsstätte einrichten - und Künstlerkabinen für "artists in residence".

Eigner Frank Otto ist bemüht, behutsam aufzutreten. Wichtig ist ihm, dass die "PraHHa Bootschaft" während ihrer Interimsbespielung diesen Sommer nicht als Wettbewerber zur ansässigen Gastronomie erscheint, sondern als "zusätzlicher Magnet". Später, am festen Liegeplatz in der HafenCity, dürfe man mit "diesem ziemlichen Kawenzmann" dann "mehr auf die Pauke hauen".

Otto, der mit seiner Firma ferryhouse productions selbst im Quartier sitzt, freut sich darauf, dass das Projekt "mit all dem anderen Neuen" in der HafenCity wachsen kann. Und damit meint er ausdrücklich nicht nur die Hochglanzbauten, sondern auch die Angebote für "den kleinen Geldbeutel", zu denen er die "Bootschaft" zählt.

In Sachen Grenzüberschreitung ist die "Praha" an sich für ihre Gäste bereits ein glänzendes Beispiel: 1980 in der ehemaligen Tschechoslowakei erbaut, wird das Schiff seine Heimat jetzt im Hamburger Hafen finden. Auf Reisen gehen dann nur noch die Besucher. Gedanklich. Und im Herzen. Auch dort schlagen die Wellen ja mitunter hoch.