Der Film über das Sterben profitiert vom Charme und der inneren Wahrheit seiner Hauptdarstellerin.

Familienfilm: Luises Versprechen. 20.15 Uhr ARD

Ein Tabu-Thema, wie Christiane Hörbiger findet, ist der Tod im Fernsehen wohl nicht mehr. Zwischen Fernsehserien wie "Six Feet Under", wo der Tod zum Totlachen ist, und hochwertigen (meist öffentlich-rechtlichen) Produktionen wie "Ein starker Abgang" mit Bruno Ganz und Monica Bleibtreu beschäftigt sich das Fernsehen immer wieder mit dem Ende des Lebens. Eine riskante Rolle aber ist es trotzdem, an die sich Hörbiger jetzt in "Luises Versprechen" gewagt hat: Sie spielt eine Krebskranke, die auf weitere Chemotherapie verzichtet und sich zum Sterben entschließt. Das Besondere an diesem Film ist weniger, dass er Tod und Trauer thematisiert. Sondern dass er das Sterben zeigt. Auch von Hörbiger war Courage gefordert: "Ich bin Schauspielerin, und wenn ich eine Frau spiele, die so alt und krank ist, dann mache ich das konsequent", sagt sie. "Das kann man doch nicht mehr mit rosa Wangen à la Hollywood spielen."

Christiane Hörbiger ist bekannt dafür, ihren Figuren äußerlich gerecht zu werden, vor allem aber deren innere Wahrheit aufzudecken. Nicht umsonst ist die Hörbiger mit der "Diva"-Auszeichnung 2009 verdient in die "Hall of Fame" eingezogen.

Trotz des unbezweifelbaren Star-Status, auf den sie zumindest vordergründig wenig Wert legt, trotz ihrer damenhaft reservierten Aura, strahlt Hörbiger eine heitere, um die Menschen und deren Schwächen nur zu gut wissende Weisheit aus. Für kurze charmante Momente blitzt beim Reden etwas großbürgerlich Urwienerisches auf, lässt sie aufrichtige Herzlichkeit spüren, die auch ihre Frauenfiguren so unverwechselbar prägt.

In "Luises Versprechen" gibt die Schauspielerin eine um Tochter und Sohn besorgte Mutter, eine in einer eleganten Hamburger Villa lebende Wienerin. In der Familienkomödie mit ernster Wendung spielen die schönen Seiten der Stadt eine wichtige Rolle. Auch ein Mittel, um die Zuschauer über die 90 Minuten des Films zu halten, wie Produzent Markus Trebitsch zugibt. Er ist mit Hörbiger befreundet: "Ich vertraue ihm blind", sagt sie. Zudem sei Hamburg ihr ein zweites Zuhause. "Ich durfte hier viel Glück erleben. Es ist schon etwas her, da hab ich am Schauspielhaus 'Das Mädel aus der Vorstadt' gespielt, dann viel für den NDR gedreht und bin - wie in den letzten Jahren - auch immer wieder gern mit meiner Adventslesung im Michel."

Das Thema Tod ist ihr indes nicht fremd. Unerwartet und früh hat die heute 71-Jährige 1978 ihren zweiten Mann Rolf Bigler verloren. Ihre berühmten Schauspieler-Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely begleitete sie beim Sterben, erlebte, wie die Mutter den letzten Atemzug tat. Eigentlich mag sie darüber nicht sprechen, sagt aber doch: "Ja, man kann sich gewisse Dinge merken und sie wiedergeben."

Geben - das ist es, was sie rückhaltlos mit jeder neuen Rolle macht. Den Schauspielerberuf findet Christiane Hörbiger schwierig, "wenn man ihn ernst nimmt". Das Schönste an diesem Beruf sei es, viele Leben leben zu können - "doch ohne die schrecklichen Konsequenzen". Im Film zeigt sie berührend, ermutigend und unsentimental, wie Dickkopf Luise es versteht, Würde zu wahren. Mit sich und auch den Ihren versöhnt, kann sie aus dem Leben scheiden.

"Es wäre schön, wenn sich gerade ältere Menschen den Film ansehen würden und über ihn nachdenken", wünscht sich Christiane Hörbiger. "Vielleicht bringt dann der eine oder andere doch Dinge in Ordnung, die man lieber aufschiebt." Und mit einem ironischen Lächeln zitiert sie Luise: "Der Tod kann nicht so furchtbar sein. Ich habe noch keinen gesehen, der wiedergekommen ist."