Stell dir vor, du kommst nach Hause und weißt nicht, wo dein Bett ist. Oder in der Schule, welches dein Klassenraum ist.

Stell dir vor, du kommst nach Hause und weißt nicht, wo dein Bett ist. Oder in der Schule, welches dein Klassenraum ist. Den hast du noch nie von innen gesehen. Für eine Woche bist du nämlich ein anderer. Die sich diesen Tausch ausgedacht haben, sehen einander zwar zum Verwechseln ähnlich. Sonst aber könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Kevin Bottel, gestählt von vielen Geschwistern, Geldnöten und rauen Umgangsformen, und der blasiert-zögerliche Calvin Prinz, einziger Sohn eines ältlichen Reederehepaars, sind die Helden des Zweiteilers "Prinz und Bottel", den der Ki.Ka an Ostersonntag und Ostermontag ausstrahlt. Auf eins ist Verlass: Wo Welten derart aufeinanderstoßen, ist fröhliches Chaos nicht fern, einschließlich amouröser Verwicklungen.

Das Drehbuch basiert auf dem Roman "Prinz und Bottelknabe" der Kinderbuchautorin Kirsten Boie. Die wiederum hatte für ihr Buch den Roman "Der Prinz und der Bettelknabe" des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain aus dem Jahre 1881 adaptiert, die Handlung in die Gegenwart verlegt und einfach nach Hamburg geholt.

Für das Hamburger Publikum ist es natürlich ein Extravergnügen, einzelne Drehorte zu erkennen: die Köhlbrandbrücke etwa, die Landungsbrücken oder die Elbchaussee oberhalb von Övelgönne mit dem weiten Blick über die Elbe.

Der Film stellt aber auch fundamentale Fragen - und serviert die Antworten praktischerweise gleich mit: Ist es gerecht, dass der eine reich ist und der andere arm? (Natürlich nicht). Wie geht man mit dieser Ungleichheit um? (Großzügig). Macht Geld glücklich? (Natürlich schon gar nicht). Worauf kommt es an im Leben? (Das weiß Calvin).

Was in der Theorie moralinsauer klingen könnte, kommt im Film kindgerecht und höchst unterhaltsam daher; die Dialoge funkeln nur so. Freilich greift er auch gerne tief in die Klischeekiste: Die reichen Eltern sind weltfremd und verknöchert, Frau Bottel dagegen ist zwar verhärmt, aber eine warmherzige Mutter. Und ein paar kräftige Zutaten haben die Filmproduzenten ZDF und Kinderfilm Erfurt auch hinzugemischt, einen Einbruch etwa und einen bösen Vermieter.

Allenthalben schimmert Kirsten Boies Ton durch, ihre Fantasie und ihre Fähigkeit, Botschaften ohne erhobenen Zeigefinger an den Mann zu bringen. Vom Hauptdarsteller Moritz Jahn ist Boie begeistert: "Es ist unglaublich, dass ein 14-jähriger Junge diese Doppelrolle so ausfüllt! Er trägt den ganzen Film."

Kinderfilm: Prinz und Bottel. So/Mo 14.10 Uhr Ki.Ka