Brahms ist schon mit einer Gedenkstätte in der Hamburger Peterstraße vertreten, fehlt noch Komponist Telemann. Privates Engagement soll helfen.

Hamburg. Nachdem vor mehr als einem Jahr bekannt wurde, dass sich die Hamburger Kulturbehörde langfristig außerstande sieht, den Betrieb einer Telemann-Gedenkstätte mit 6000 Euro jährlich - also 500 Euro monatlich - zu unterstützen, kommt nun privat ausgelöste Bewegung in das Dauerthema "Wann beginnt Hamburg mit der angemessenen Pflege seines musikalischen Erbes?". Eine Frage, die nicht erst seit den jüngsten Preisexplosionen für die Elbphilharmonie von der Kulturpolitik überhört wird, während sie eigene musikalische Zukunftsvisionen bejubelt und von anderen einfordert.

Die letzten Monate hat die Hamburger Telemann-Gesellschaft genutzt, um private Geldgeber für ihr Projekt in der Peterstraße aufzutreiben. Dort, in der Nachbarschaft der vergleichbar kleinen Gedenkstätte für den Hamburger Ehrenbürger Johannes Brahms, wird im Herbst mit den Umbauarbeiten einer Privatwohnung begonnen. Eröffnet werden soll im Frühjahr 2011.

Ermöglicht wird der Dauerbetrieb, zu dem auch Wechselausstellungen mit Repliken und multimediale Elemente gehören sollen, durch eine Misch-Finanzierung: Die Hamburger Sparkasse engagiert sich, ebenso die Carl-Toepfer-Stiftung, 10 000 Euro kommen jeweils vom Verein und vom Bezirk Mitte. Sponsoren sichern für die ersten Jahre einen Großteil der Betriebskosten, die sich nach Aussage des Vereinsvorsitzenden Erich Braun-Egidius auf 10 000 Euro jährlich belaufen sollen. Teil der Ausstellung auf 38 Quadratmetern Grundfläche soll auch ein historisches Cembalo aus der Hamburger Sammlung Beuermann sein.

Weitere Sponsoren und Vereinsmitglieder würden den mittelfristigen Finanzierungsdruck dieser überfälligen Würdigung verringern. Vielleicht hilft aber auch der langfristige Ehrgeiz der Beteiligten, die ohnehin historisch wertvolle Peterstraße zur "Komponistenmeile" zwischen Laeiszhalle und Elbphilharmonie wachsen zu lasen: Brahms wurde im früheren Gängeviertel in der Nähe geboren, Mendelssohn einige Steinwürfe entfernt - gegenüber dem Michel, in dessen Krypta Telemanns Nachfolger Carl Philipp Emanuel Bach 1788 zur letzten Ruhe gebettet und der Stadttheater-Kapellmeister Gustav Mahler 106 Jahre später zum Finale seiner "Auferstehungs"-Symphonie inspiriert wurde.

Der Name des Barock-Komponisten Georg Philipp Telemann (1681-1767) ist untrennbar mit der Musikgeschichte der Hansestadt verbunden. Er war hier 46 Jahre als Musikdirektor der Hauptkirchen tätig, ein Vorbild mit europaweitem Renommee und 16 Jahre lang auch noch Direktor der Gänsemarkt-Oper; sein Ruhm zu Lebzeiten war größer als der von Johann Sebastian Bach, er hat mehr komponiert als Bach und Händel zusammen. An Telemanns Grab erinnert lediglich eine unscheinbare Gedenktafel neben dem Eingang des Hamburger Rathauses. Mehr als dieses Wenige gab es bislang nicht.

Zum Vergleich: Jüngst ist in der Musikstadt Leipzig das Bach-Museum wiedereröffnet worden, dessen Sanierung man sich sieben Millionen Euro kosten ließ. Vor Kurzem begannen die Telemann-Festtage mit der Premiere einer in Hamburg komponierten Oper - nicht am Ort ihrer Entstehung, sondern in Telemanns Geburtsstadt Magdeburg. Und selbst der Wagner-Weltmittelpunkt Bayreuth, wo Telemann nie war, würdigt ihn über Ostern mit einem Festival.

Nachzutragen bliebe jetzt noch die zugesagte finanzielle Unterstützung der Kulturbehörde für das zukünftige Telemann-Museum. Doch es gibt keine.

Internet: www.telemann-hamburg.de