Hamburg. Dies ist eine Geschichte, in der es nur Verlierer gibt: Am Freitag verkündete in einer Vorabmeldung der "Journalist", das Mitteilungsblatt des Deutschen Journalisten-Verbands, ein 25-jähriger Student habe Texte mit Zitaten, die "frei erfunden" gewesen seien, an "Welt Online", "Spiegel Online" und den "Südkurier" verkauft. Das sei "Betrug". Problematisch an der Story, die auch der MDR brachte, ist, dass ein Statement des Studenten fehlt, obwohl sein Name genannt wird. Er "sei trotz mehrerer Anfragen per E-Mail und Telefon für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen", heißt es zur Erklärung.

Nicht in der Meldung steht, dass der "Journalist" dem Studenten nur 26 Stunden Zeit ließ, um sich zu äußern. Das ist bei der Schwere der gegen ihn erhobenen Vorwürfe eine sehr kurze Spanne. "Journalist"-Chefredakteur Matthias Daniel sagt, er bezweifele, dass eine Erklärung gekommen wäre, hätte man ihm nur mehr Zeit gelassen. Der angeblich urlaubende 25-Jährige sei kurz vor Veröffentlichung der Vorabmeldung auf seinem - Daniels - Eintrag beim Online-Netzwerk Xing gewesen. Das könne er belegen.

Dann twitterte auch noch eine Redakteurin des "Journalist", die Axel Springer AG - in der "Welt Online" und auch das Abendblatt erscheinen - habe Strafanzeige gegen den 25-Jährigen gestellt. Tatsächlich aber richtet sich die Anzeige gegen unbekannt, weil der Student die Vorwürfe bestreitet. Die beanstandeten Zitate stammten von einem "vermeintlichen Anwalt", der ein "Hochstapler" sei, wie der Student nun auf seiner Website schreibt. Glaubwürdig ist aber auch das nicht, denn laut einem Springer-Sprecher gibt es "Zweifel an der Existenz weiterer" von dem Studenten "zitierten Experten". Waren das auch alles Hochstapler?

Der 25-Jährige steht nach wie vor im Verdacht, unsauber gearbeitet zu haben. Georg Altrogge, Chefredakteur des Mediendienstes "Meedia", der die "Journalist"-Meldung übernommen hatte, sagt nun, es sei dennoch "ein Fehler" von ihm gewesen, den Namen des Studenten zu nennen. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier kritisiert auf seinem Blog "Meedia", MDR und "Journalist" scharf, sagt aber: "Im Prinzip bin ich Partei." Denn der 25-Jährige ist auch Autor des von Niggemeier gegründeten Bild-Blogs, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, unsaubere Praktiken von Journalisten aufzudecken. Wie gesagt: In dieser Geschichte gibt es nur Verlierer.