Das Medienhaus hat 2009 mit einem Verlust abgeschlossen. Künftig will der Verlag auf neuen Feldern wachsen.

Hamburg. Plötzlich hatte Bernd Buchholz dieses rechteckige Gerät in der Hand, das er WePad nannte. Es sei die deutsche Entsprechung zu Apples iPad und verfüge im Gegensatz zu jenem auch über USB- und Druckerschnittstellen, sagte er. Dann stellte er auf dem Tablet-PC die erste Version des "Stern"-E-Magazins vor.

Er wischte hier und zog dort - nicht immer ließ sich das WePad (vom deutschen IT-Anbieter Neofonie) problemlos bedienen. Aber dennoch war dem Vorstandsvorsitzenden von Gruner + Jahr ein Coup gelungen. Noch nie hat ein deutscher Großverlag eine elektronische Version eines seiner Blätter für ein mobiles Endgerät wie das WePad präsentieren können.

Buchholz' Vorstellung des E-Magazins des "Sterns" war der dramaturgische Höhepunkt der Bilanz-Pressekonferenz von Gruner + Jahr. Normalerweise sind solche Veranstaltungen sturzlangweilig. Bei dem Zeitschriftenhaus vom Baumwall war es in diesem Jahr anders.

Dies begann damit, dass Buchholz schon zu Beginn seiner Ausführungen einräumte, dass 2009 für G+J ein äußerst unerquickliches Jahr war. Der Jahresfehlbetrag von 18 Millionen Euro, schmerze ihn, sagte er. Der Verlust wäre wohl noch höher ausgefallen, hätte der Verlag nicht ein ehrgeiziges Sparprogramm aufgelegt, dem weltweit 1370 Arbeitsplätze zum Opfer fielen. Und um die grundsätzlichen Probleme seines Hauses und der gesamten Branche zu illustrieren, bemühte der sonst eher prosaisch formulierende Buchholz Friedrich Schiller: "Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, / Doch ach - es wankt der Grund, auf den wir bauten."

Für 2010 hat das Haus nun seinen Aufstieg geplant. Beim Weg aus der Krise soll der Printwachstumsmarkt China helfen, wo G+J noch 400 Seiten starke Frauenmagazine herausgibt. Große Hoffnungen setzt Buchholz auf den Einstieg in das Geschäft mit Fachinformationen, für den er erstmals ein Datum nannte. Noch in diesem Jahr soll es so weit sein, obwohl er das "nicht definitiv versprechen" könne.

Und natürlich setzt der Verlag auf das E-Magazin des "Sterns". Es soll "in den kommenden Monaten" verfügbar sein und auch auf anderen mobilen Geräten als dem WePad laufen. Dass es sich bei dem präsentierten Modell um einen Prototyp handelte und noch am Dienstag nicht festgestanden hatte, ob es zu der gestrigen Präsentation kommen würde, konnte Buchholz' Optimismus nicht trüben.

Es muss ja alles besser werden: 2010 soll sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) "deutlich" stabilisieren, das 2009 um 22 Millionen auf 203 Millionen Euro zurückgegangen war. Hoffnung auf steigende Erlöse machte Buchholz dagegen nicht. Sie lagen mit 2,5 Milliarden um gut 250 Millionen Euro unter denen des Vorjahrs.