Hamburg. In der Stille liegt die Kraft. In der performativen Inszenierung "Das Mädchen", die der New Yorker Avantgarde-Regisseur Richard Maxwell mit den New York City Players und Spielern des Bonner Theaters entwickelt hat, wird fast eine Stunde lang kein Wort gesprochen, keine Musik gespielt. Im Saal k2 auf Kampnagel, wo die Produktion bis zum Sonnabend gastiert, ist Schweigen. Auf die Leinwand, die neben dem Licht das einzige Bühnenbild bleibt, wird der Text projiziert, der Zuschauer entscheidet, wie viel er lesen oder den Spielern bei der Körperimprovisation zuschauen möchte.

Das klingt seltsamer, als es ist: Die Stille und die langsamen, assoziativen Bewegungen ermöglichen Kontemplation und Konzentration. Eine Handlung im eigentlichen Sinne gibt es nicht, nur Figuren, Begegnungen, auch gestörte Beziehungen. Ein Kuschelabend ist es nicht. Es geht um Vater und Tochter, die Mutter hat die Familie verlassen, die Tochter zieht zum Freund. Die Spieler verkanten und berühren sich, werden eins oder schauen nur. Am Ende wird doch gesprochen, "Brich Gedanken ab von den Felswänden deines Gemütes", heißt es einmal. Ähnlich wirkt der ganze Abend: Fragmente, aus dem Gemüt gelöst. Ein schönes Experiment.