Hamburg. Ein Konzert mit Anne-Sophie Mutter ist mehr als nur musikalisches Ereignis, es ist gesellschaftlicher Anlass. Bis zum letzten Platz besetzt mit Besuchern, die es sich leisten können und wollen, bis zu 190 Euro zu bezahlen, war die Laeiszhalle bei Mutters Gastspiel mit dem London Philharmonic Orchestra unter Ludovic Morlot.

So sehr Mutter im Mai letzten Jahres mit einer energetischen und auch harsche Töne nicht scheuenden Mendelssohn-Interpretation überrascht hatte, bei Brahms' Violinkonzert wandelte sie nun wieder auf vertrauteren Bahnen. Geigerisch perfekt wie immer, doch durch und durch romantisch in der Anlage und in den lyrischen Passagen gar ein wenig sehr vibratoselig und süßlich kam Mutters Brahms daher.

Gut und aufregend spielten die Musiker des London Philharmonic Orchestra. Mit kristalliner Klarheit, selbst an der heiklen Untergrenze der Lautstärke, wo die Instrumente kaum mehr ansprechen, ließen sie in Wagners Lohengrin-Vorspiel die Gralsklänge daniederkommen. Und auch die dramatisch-zupackende Siebte Symphonie von Dvorák profitierte vor allem von der klangvollen, absolut homogenen Streichergruppe und den hervorragenden Bläsern, die von Morlot akkurat geleitet wurden.