Sandra Bullock spielt in ihrer Oscar-prämierten Rolle in “Blind Side“ alle an die Wand

Es ist Sandra Bullocks Film. Daran gibt es keinen Zweifel. Die Haare blond gesträhnt, dicke Uhr am Handgelenk und Designersonnenbrille im Haar, stöckelt sie durch Memphis, Tennessee, und rückt der Welt den Kopf zurecht. Eine Southern Belle, eine Südstaatenschönheit, Millionärsgattin, Football-Fan und Innenarchitektin, die Häuser mit dicken Teppichen, plüschigen Sofas und Ralph-Lauren-Tapeten einrichtet, bedruckt mit Blumenbouquets und der US-amerikanischen Flagge.

Handeln, nicht hadern ist ihre Devise. Auch an dem Abend, als der obdachlose Michael (Quinton Aaron), der auf dieselbe Schule wie ihre Kinder geht, im Regen durch die Gegend irrt. Leigh Anne Touhy setzt ihn ins Auto und quartiert ihn auf dem Sofa ein.

Und macht sie sich anfangs noch Sorgen, ob der große schwarze Kerl ihr Silber stiehlt, werden aus den Tagen Monate, aus dem Ehepaar Touhy Adoptiveltern - und Michael ein Football-Star. Heute ist der 14 Millionen Dollar schwer und spielt in der NFL.

Eine wahre Geschichte, ein amerikanischer Traum und ein Film wie eine Glückwunschkarte, ohne kritische Töne und so schwarzweiß wie die porträtierte Patchwork-Familie. Kritiker in den USA warfen Regisseur John Lee Hancock vor, Klischees von guten Weißen und hilfsbedürftigen Schwarzen zu bedienen, eine Lobeshymne auf fundamentale Christen und die nationale Waffenliga zu singen, mit deren Mitgliedschaft Leigh Anne schwarzen Drogendealern droht.

Aber es ist auch ein Film darüber, wie der Staat versagt, wie wichtig es ist, das Richtige zu tun. Und dass man es kann. Mit Bullock als eine Art republikanischer Erin Brokovich - entschlossen, bodenständig, ohne Schnörkel und erfrischend unsentimental. Ihre Kollegen spielt sie an die Wand. Quinton Aaron, der als Michael verschlossen und still seine erste große Rolle spielt, und Country-Star Tim McGraw als Gatte Sean. Paroli in einer kleinen Rolle kann ihr einzig Kathy Bates bieten. "Wer hätte gedacht, dass wir erst einen schwarzen Sohn haben und dann eine Demokratin im Haus", bemerkt Gatte Sean über Michaels eigensinnige Nachhilfelehrerin.

Für ihre Rolle in "Verrückt nach Steve" (Kinostart: 29. April) ist Sandra Bullock Anfang März mit dem Negativpreis der Goldenen Himbeere als schlechteste Schauspielerin ausgezeichnet worden, ein seit 1981 ungeliebter Preis, den sie aber wie vor ihr nur Tom Green, Tom Selleck, Bob Conrad, Paul Verhoeven und Halle Berry sogar persönlich entgegennahm.

Nur einen Tag später bekam sie für "Blind Side" den Oscar. Auch das muss ihr erst mal jemand nachmachen.

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Blind Side - Die große Chance USA 2009, 128 Min., ab 6 Jahren, R: John Lee Hancock, D: Sandra Bullock, Tim McGraw, Quinton Aaron, Jae Head, Lily Collins, Kathy Bates, Ray McKinnon, Adriene Lenox, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Koralle-Kino, Streit's, UCIs Mundsburg, Othmarschen Park, Smart-City; www.blindside-diegrossechance.de