Senat will die Fördervereine der Museen entmachten. Aber spenden sollen sie nach wie vor. Das sorgt für böses Blut.

Hamburg. Morgen soll der Senat eine Drucksache zur Entwicklung der krisengeschüttelten und zum Teil hoch verschuldeten vier Hamburger Museumsstiftungen beschließen. Dabei geht es um grundlegende Weichenstellungen für die weitere Arbeit, vor allem aber für die dringend notwendige wirtschaftliche Konsolidierung der Hamburger Kunsthalle, des Museums für Kunst und Gewerbe, des Museums für Völkerkunde sowie der Stiftung Historische Museen Hamburg, der das Museum für Hamburgische Geschichte, das Altonaer Museum, das Helms-Museum sowie das Museum der Arbeit angehören.

So soll zum Beispiel die unklare Führungsstruktur in der Stiftung Historische Museen durch die Einsetzung eines Generaldirektors behoben werden, der "die Interessen der Gesamtstiftung vertritt, ohne zugleich einem Haus vorzustehen".

Zu den Kernpunkten der von der Behörde für Kultur, Sport und Medien auf der Grundlage der Empfehlung einer externen Expertenkommission vorgelegten Drucksache gehört - wie berichtet - die Halbierung der Stiftungsräte. Hier wird fortan die Freie und Hansestadt eine "strukturelle Mehrheit" haben. Dass damit die Mitglieder der Freundeskreise, die den Stiftungsräten bisher stets angehörten, keinen direkten Einfluss mehr auf die Entwicklung ihrer Häuser haben sollen, sorgte sowohl bei den "Freunden der Kunsthalle" als auch bei der Justus-Brinckmann-Gesellschaft, dem Förderverein des Museums für Kunst und Gewerbe, für Unverständnis und Empörung.

Ekkehard Nümann, Vorstandsvorsitzender der "Freunde der Kunsthalle" und zugleich Präsident des Bundesverbandes der Fördervereine deutscher Museen für bildende Kunst, bezeichnet die geplanten Entscheidungen als verheerende Fehlentwicklung. "Mit dem ins Auge gefassten Umbau der Gremienstruktur werden die Museen der Stadt faktisch wieder Unterabteilungen der Kulturbehörde sein. Die 1999 eingeleitete Verselbstständigung steht dann nur noch auf dem Papier", sagte Nümann dem Abendblatt, und machte zugleich auf eine Konsequenz dieser Entscheidung aufmerksam: "Wenn die Freie und Hansestadt in jedem Stiftungsrat die Mehrheit hat und damit die Entscheidungen der Museen dominieren kann, trägt sie künftig auch allein die Verantwortung für die Entwicklungen und eben auch für alle möglichen Fehlentwicklungen der Museumsstiftungen." Dass die Mitwirkung der Freundeskreise über ein Kuratorium sichergestellt werden soll, hält er schon deshalb für Augenwischerei, weil dieses Gremium ausschließlich beratende Funktion haben wird und sich vor allem auf Ausstellungsplanungen beschränken soll.

Empört ist Nümann, dessen Freundeskreis die Kunsthalle mit jährlich mehr als 500 000 Euro unterstützt, auch über eine Einschätzung, die in den Vorbemerkungen der Drucksache enthalten ist. Demnach sei die fortschreitende Verschuldung der Hamburger Museumsstiftungen darauf zurückzuführen, dass die Stadt ihre Interessen als "größte Zuwendungsgeberin und Eigentümerin nicht mehrheitlich (habe) vertreten" können. "Ich bin seit elf Jahren im Stiftungsrat der Kunsthalle und habe nicht ein einziges Mal erlebt, dass die Kultursenatorin überstimmt worden wäre", sagte der Chef der Kunsthallen-Freunde.

Als am Sonntagvormittag das glanzvoll restaurierte Hauptfoyer des Museums für Kunst und Gewerbe eingeweiht wurde, sprachen auch viele Mitglieder der Justus-Brinckmann-Gesellschaft deren Vorsitzenden Peter Voss-Andreae auf die vom Abendblatt veröffentlichten Pläne an. "Unsere Mitglieder sind empört über diese Ohrfeige für alle Kunst liebenden Hamburger Bürger", sagte Voss-Andreae, der sich in einem offenen Brief an Kultursenatorin Karin von Welck wandte. Darin heißt es: "Das sonst von Ihnen so gelobte ehrenamtliche Engagement der Hamburger Bürger wird hierdurch mit Füßen getreten. Mit Ihren Plänen verprellen Sie mindestens 25 000 kunstsinnige Hamburger, die Mitglieder der Freunde der Kunsthalle und der Justus-Brinckmann-Gesellschaft, die ihre Museen lieben und unterstützen. Bedenken Sie, dass allein durch die Justus-Brinckmann-Gesellschaft dem Museum für Kunst und Gewerbe in den vergangenen zwölf Jahren Leistungen im Werte von ca. 15 Millionen Euro zugeflossen sind." Sollten die Pläne Gesetz werden, befürchtet Voss-Andreae, würde "ein Großteil der Freunde der Museen, auch der Justus-Brinckmann-Gesellschaft, ihr Engagement einschränken oder ganz einstellen".