Als Wolfgang Manfred Martin Wagner am 30. August 1919 in Bayreuth geboren wurde, war sein Großvater mehr als 36 Jahre tot. Aber Richard Wagners übermächtiges Erbe hat das Leben des Enkels bis zuletzt bestimmt. Seinen Vater, den Komponisten Siegfried Wagner, verlor er als Elfjähriger. Die Mutter Winifred war glühende Anhängerin von Adolf Hitler, dessen Aufstieg sie früh gefördert hat. Der Wagner-Verehrer Hitler wurde zu einer Art väterlichem Freund, der den zu Kriegsbeginn verwundeten Wolfgang 1939 sogar im Lazarett besuchte.

1945 stand er 25-jährig vor der Aufgabe, Bayreuth für einen Neubeginn vorzubereiten. Gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Wieland übernahm Wolfgang die Leitung der Festspiele. Während Wieland künstlerisch brillierte und die meisten Aufführungen inszenierte, kümmerte sich Wolfgang mit bemerkenswertem Geschick um die geschäftlichen Belange des Grünen Hügels. Am 30. Juli 1951 begannen die Nachkriegsfestspiele mit einer "Parsifal"-Inszenierung von Wieland. Dass Neubayreuth sich mit jährlich mindestens einer Neuinszenierung im Kulturbetrieb der Nachkriegszeit vorzüglich etablieren konnte, lag nicht nur an Wielands künstlerischen Impulsen, sondern ebenso an Wolfgangs organisatorischen Talent, der schon 1949 maßgeblich an der Gründung der "Gesellschaft der Freunde Bayreuths" beteiligt war und später den Bund, das Land Bayern und die Stadt Bayreuth dazu brachte, das Festival mit jährlichen Zuschüssen in beträchtlicher Höhe zu fördern.

Erst nach Wielands frühem Tod im Jahr 1966 sah sich Wolfgang auch künstlerisch gefordert. Dabei setzte er weniger mit eigenen, als eher konservativ empfundenen Inszenierungen Maßstäbe, sondern vielmehr damit, dass er ab 1969 auswärtigen Regisseuren ermöglichte, auf dem Grünen Hügel zu arbeiten. Damit wurden künstlerische Sternstunden möglich wie zum Beispiel 1976 die "Ring"-Inszenierung von Patrice Chéreau, die Pierre Boulez dirigierte.

Überschattet waren die letzten zwei Lebensjahrzehnte des Patriarchen durch Familienstreitigkeiten, die sich an der Nachfolgefrage entzündeten. Nachdem seine zweite Frau, die sehr dominante Gudrun Wagner, 2007 überraschend gestorben war, versöhnte sich Wolfgang mit Eva Wagner-Pasquier, seiner zuvor verstoßenen Tochter aus erster Ehe. Gemeinsam mit seiner jüngsten Tochter Katharina gibt sie seit Wolfgangs spätem Abschied 2008 auf dem Grünen Hügel den Ton an. Dort war gestern auf Wunsch der Mitarbeiter halbmast geflaggt. Im Festspielhaus ist eine Trauerfeier geplant, der Termin steht noch nicht fest.