Hamburg. Es ist so eine Sache mit dem Humor auf der Bühne. Häufig finden Theaterstücke in Beziehungskämpfen ihr Reservoir an Pointen. Da ahnt man, wann welche Tür auf- und zugeht und wer betrogen im Rahmen steht. David Pharaos Komödie "Der Gast" an der Komödie Winterhuder Fährhaus dekliniert nicht die üblichen Verwechslungs- und Eheklischees durch, sondern findet ausgerechnet in der Arbeitslosigkeit ihr Thema.

Dass der Abend nicht deprimierend verläuft, liegt an den erfrischenden Dialogen und den feurig aufspielenden Darstellern (Regie: Frank-Lorenz Engel).

Drei Jahre hat sich der Mittvierziger Gérard (Konstantin Graudus) vergeblich um Arbeit bemüht. Plötzlich ist der Traumjob greifbar, der ihn ins ferne Indonesien führen soll. Zuvor gilt es allerdings, ein Abendessen mit seinem künftigen Chef in den eigenen vier Wänden zu überstehen. Doch da tropft's von der Decke, der verkitschte Lesestoff steht in der Glasvitrine, die hässliche Gläsersammlung teilt sich dafür das Bücherregal mit dem Katzenfisch "Kätzchen". Eine Stilsünde reiht sich an die nächste, und Gérards unbedarfte Frau Colette hat weder eine vorzeigbare Garderobe noch Kochkünste vorzuweisen. In dieser Situation mischt sich Nachbar Alexandre (Peter Fricke) ein und dekoriert das Paar samt Wohnung mit viel Überengagement um.

Doch was hilft das, wenn beim liebenswerten, aber überforderten Gérard die Kenntnisse über das Arbeitsland nicht sitzen und Colette, hinreißend trampelig gespielt von Meike Harten, statt eines edlen Tropfens grüne Bohnen besorgt? Es läuft einiges schief. Natürlich amüsiert sich die Aufführung auf Kosten der vorgeführten Kleinbürger und ihrer allzu menschlichen Nöte, ohne sie jedoch zu verunglimpfen. Und wartet am Ende mit einer unzeitgemäßen Erkenntnis auf: Bleib stets authentisch, dann klappt's auch mit dem Chef.

bis 9. Mai, Komödie Winterhuder Fährhaus, Karten unter T. 48 06 80 80