Ist der Antisemitismus tatsächlich so weit verbreitet und so akut gefährlich, wie häufig behauptet wird? Oder wird er instrumentalisiert und als Todschlaginstrument gebraucht, um Kritik an den Militäraktionen Israels zu begegnen? Diesen schwierigen Fragen, die stets zu Kontroversen führen und die Gemüter regelmäßig erhitzen, stellt sich die Dokumentation "Defamation" des aus Israel stammenden jüdischen Regisseurs Yoav Schamir. Zu Wort kommen bei ihm vor allem Abe Foxman, Kopf der Anti-Defamation-Legue, der die Position vertritt, der weltweite Antisemitismus stelle in jedem Fall eine reale Gefahr für die Juden da und müsse mit allen Mitteln bekämpft werden. Eine Gegenposition nimmt der jüdisch-amerikanische Autor Norman Finkelstein ("The Holocaust Industry") ein. Antworten gibt der Film bewusst nicht - Fragen wirft er umso mehr auf. Der Regisseur selbst bezeichnet den Antisemitismus als die heilige Kuh der Juden. "Auch wenn ich diese Kuh nicht zur Schlachtbank geführt habe, selbst die heiligste Kuh braucht hier und da ein Aufrütteln."

Defamation Dänemark/Israel/Australien/USA 2009, 93 Minuten, ab 16 Jahren, R: Yoav Schamir, täglich im 3001 (OmU); www.defamation-thefilm.com