In seinem Hamburg-Konzert serviert der Römer als braver Dienstleister seine größten Hits.

Hamburg. Die Garderobe für seinen großen Auftritt hat Eros Ramazzotti zumindest für italienische Maßstäbe erstaunlich schlicht gewählt. Der 46-jährige Italo-Kuschelrocker trägt Bluejeans, das schlichte Tour-T-Shirt mit dem Ramazzotti-Namenszug auf der Rückseite spannt ein wenig über dem Ansatz eines Wohlstandsbäuchleins.

In einer Container-Attrappe ist er an diesem Abend auf die Bühne der Color-Line-Arena geschwebt. Aus den monströsen Lautsprechern brüllt eine Hafensirene, untermalt von wütendem Möwengeschrei. Mit diesen überraschend maritimen Elementen hat sich indes auch die experimentelle Phase erledigt - in den kommenden zwei Stunden gibt Eros Ramazzotti den perfekten musikalischen Dienstleister. Auf dem kuscheligen Klangteppich, perfekt gewebt von seiner herausragenden Band, serviert der Römer Hit an Hit, unterbrochen nur durch einige Lieder seiner neuen CD "Ali E Radici".

Bei den Kritikern hat es Ramazzotti nie leicht gehabt. Zu seicht, zu kitschig, zu einfallslos sei sein Schaffen. Womöglich ist sich da einer aber einfach nur treu geblieben. Wo Eros draufsteht, ist eben Kuschelrock drin. Und keine Experimente - mal abgesehen von Container-Attrappen und Möwengezeter.

Seinen Job macht Ramazzotti jedenfalls auch nach 25 Jahren und 50 Millionen Tonträgern ohne Frage hochprofessionell. Der kristallklare Sound seines Konzerts sollte künftig allen in der Color-Line-Arena tätigen Toningenieuren als Blaupause dienen. Schade nur, dass die Darbietung trotz allem etwas seelenlos wirkt. Mit der Präzision eines Akkord-Pizzabäckers arbeitet Ramazzotti sein Programm ab, stimmt schon im Beifall den nächsten Gassenhauer an. Bezeichnend: In der Set-List, die die exakte Reihenfolge der Songs festlegt, ist auch die kurze Begrüßung seiner Fans ("Buona sera Hamburgo, wie geht's?") penibel unter Punkt 3 ("Parlato Eros") fixiert.

Und doch gibt es auch in diesem Konzert intime Momente. Im Akkustik-Medley verlässt Ramazzotti seinen überdimensionalen Klangteppich, begleitet sich selbst an der Akkustikgitarre, wagt dann ein Duo mit einer Background-Sängerin. Eros pur ist einfach großartig - vor allem sein wunderschönes Lied "L'Aurora" über seine Tochter aus der gescheiterten Ehe mit der TV-Moderatorin Michelle Hunziker.

Nach "Piu bella Cosa", der letzten Zugabe, steigt der Meister dann wieder in seinen Container und entschwebt. Übrigens ohne Sirene.