Sehenswerte Doku: “Tanzträume“ über Pina Bauschs Arbeit mit Jugendlichen

Pina Bausch - wer ist das? "Ich kannte sie nicht", gibt einer der Jungen im "Kontakthof"-Ensemble offen zu. Er und die anderen 40 Wuppertaler Schüler bekamen die Chance, die Leiterin des weltberühmten Tanztheaters vor ihrem überraschenden Tod im letzten Juni kennenzulernen: bei den Proben ihres Stücks "Kontakthof" (1978), nun in der dritten Version für Jugendliche ab 14 Jahren. "Sie hat mir die Hand gegeben. Die ist voll nett", sagt er in Anne Linsels Doku "Tanzträume".

Zwei gute Gründe, sich diesen Film anzusehen. Einmal zeigt er die letzten Aufnahmen der Tänzerin und Choreografin bei der Arbeit. Zum anderen verfolgt er einfühlsam die Kämpfe der jungen Leute mit sich, um die körperlichen und emotionalen Herausforderungen zu bewältigen. Es ist eine Freude, ihnen zuzusehen, wie sie unter der behutsamen Anleitung der Probenleiterinnen ihre Hemmungen überwinden und Körper "befreien" - trotz der konventionellen, engen und formalen Abendkostüme.

"Ihr hattet einen Überehrgeiz", sagt Pina Bausch nach einem Durchlauf. "Dabei seid ihr am schönsten, wenn ihr so seid, wie ihr seid, mit all den Qualitäten und Raffinessen, die so ein Mensch eben hat." Das hat den jungen Leuten im Leistungsdruck von Schule und erster Liebe sicherlich niemand zuvor so gesagt. "Hast du ein Glück gehabt, dass du hingegangen bist", sagt sich derselbe Junge, der die Bausch nicht kannte.

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Tanzträume D 2008, 89 Min., ab 6 J.; R: Anne Linsel, täglich im Abaton, Koralle, Zeise; www.realfictionfilme.de