Nico Hofmann, cleverer Wunderknabe deutscher Katastrophen-Events, hat uns schon auf mannigfaltige Weise das Gruseln gelehrt. Mit einem auf Berlin niederbrausenden "Tornado", mit einem in der Eifel ausbrechenden "Vulkan". Diesmal bemüht er keine Naturgewalten. In "Die Grenze" bastelt sich der Mensch fingerfertig seine kleine Apokalypse selbst. Nicht in exotischer Ferne, sondern nebenan bei unseren Nachbarn in den neuen Bundesländern, die so neu auch nicht mehr sind.

Dafür arm. Von Arbeitslosigkeit geschüttelt. Und das nun mal ein bisschen weitergedacht: Demagogen rücken von links wie rechts heran, die Regierung zeigt sich hilflos, schon spaltet sich Deutschland ein zweites Mal, und das Ganze wird so eklig spannend, dass man mit schweißnassen Händen in die Erdnussschale greift.

Denn es ist schon eine verdammt geschickte Story, die da die Autoren Christoph und Friedemann Fromm aus einer Idee von Hofmann nach dessen bewährtem Event-Rezept "Hier Total-Spektakel, dort die starke Prise Menschlichkeit" gefiltert haben. Und Regisseur Roland Suso Richter, katastrophenbewährt seit "Dresden", setzt es mit aller technischen Brillanz in Bilder um, mit gewohnt starprangender Besetzung.

Also, kein Einwand gegen das Ensemble, kein Einwand gegen den Film, wenn man ihn als ein Stück nahezu perfekt gemachter Unterhaltung nimmt. Und doch: Genau an diesem Punkt setzt das große Unbehagen ein, und aus der Spannung wird ein eher flaues Missvergnügen.

Der Horrorfilm konventioneller Art, von Frankenstein bis zum Weißen Hai, bringt doch immer die tröstliche Gewissheit mit sich, so schlimm wie dort kann es schon nicht kommen, und was einem die kalten Schauer über den Rücken jagt sei letztlich das Produkt purer Fantasie.

Hier aber sind reale Möglichkeiten im Spiel, finden sich unser aller konkrete Ängste wieder: Wer fürchtet nicht die große soziale Explosion, wer nicht die Folgen, wie wir sie schon einmal hatten, damals, als das Monster Hitler in einer solchen Lage die Macht ergriff?

Dürfen aber solche Möglichkeiten ohne informativen oder aufklärerischen Anspruch als reine Spannungsmacherei ausgebeutet werden? Darf so rüde, so gänzlich am Effekt orientiert mit dem Zuschauer und seinen Emotionen gespielt werden?

Da ist einem, mal ehrlich, ein King Kong lieber, der mit der weißen Frau im Arm über New Yorks Dächer tobt.

Teil 2: heute, 20.15 Uhr Sat.1