Mit den Philharmoniker lieferte Dirigentin Simone Young in der Laeiszhalle ein hochinteressantes Konzert abseits des Mainstreams.

Hamburg. Luftig, leicht und locker begann am Sonntag das Konzert der Philharmoniker in der Laeiszhalle: Mit einer spritzig-schlanken Darbietung von Mozarts populärer Serenade "Eine kleine Nachtmusik", die zwar vom Titel her ganz gut in den dramaturgischen Rahmen passte, aber stilistisch doch ein bisschen wie ein Fremdkörper wirkte - unter dem Motto "Das Lied der Nacht" hatte Simone Young ansonsten spätromantische und impressionistische Werke von eher dunkel dräuender Grundierung und breiterem Pinselstrich ausgewählt.

Mit den gut aufgelegten, vom früheren Konzertmeister Anton Barachovsky brillant geführten Streichern schwelgte die Dirigentin etwa in der schwärmerisch-schwülen Sinnlichkeit von Schönbergs "Verklärter Nacht". Ein unüberhörbar von Brahms und Wagner inspiriertes Stück, das seinen musikalischen Höhepunkt immer wieder kunstvoll hinauszögert und zahlreiche chromatische Umwege einschlägt, um uns erst kurz vor Schluss endlich eine Erlösung zu gönnen: Durch diese bis aufs äußerste getriebene Raffinesse übersetzt der Komponist die untergründig schwelende Erotik der Textvorlage von Richard Dehmel kongenial in Klang.

In Debussys "Nocturnes" standen dann die gedeckten französischen Pastellfarben im Vordergrund, die das Orchester gemeinsam mit den Damen des Philharmonischen Chors aus Brünn zum seidigen Schimmern brachte; einzig der mittlere Satz, "Fêtes", ließ zwischendrin kurzzeitig ein helleres (Sonnen-)Licht aufscheinen.

Die stetige Steigerung des Programms kulminierte schließlich in Karol Szymanowskis selten aufgeführter dritter Sinfonie von 1916 mit dem mottogebenden Untertitel "Das Lied der Nacht"; geschrieben auf persische Verse aus dem Mittelalter. Hier war das üppige Philharmoniker-Aufgebot nun um den ganzen Brünner Chor und den strahlkräftigen dänischen Tenor Stig Andersen bis in orgiastische Dimensionen hinein erweitert: Ein mächtiger Klangkörper, der die expressive Ekstase anders als bei Schönberg zielstrebig ansteuerte und auch etwas länger im Rausch verweilte. Simone Young kostete die grell gleißende Farbpracht des polnischen Klangzauberers Szymanowski genüsslich aus und führte den Spannungsbogen zu einem fulminanten Finale.

Insgesamt ein hochinteressantes Konzert abseits des Mainstreams, das vielleicht ohne Mozart noch eine Spur schlüssiger gewirkt hätte.

Wiederholung des Konzerts: heute um 20 Uhr in der Laeiszhalle.