Unterstützer von Justus Frantz haben im Förderverein der Philharmonie der Nationen wieder das Sagen.

Hamburg. Mit Namen soll man nicht scherzen, erst recht nicht als Journalist, und deswegen bleibt der aus dem Lateinischen kommende Vorname des für seine Umtriebigkeit berühmten Dirigenten und Pianisten Justus Frantz auch unübersetzt und -kommentiert. Dennoch ging es bei einer denkwürdigen Veranstaltung am Sonntag vor allem darum: um Gerechtigkeit.

Nachdem es des lieben, aber in erschreckend großen Mengen verschollenen Geldes wegen in den letzten Monaten vor wie hinter den Kulissen der "Philharmonie der Nationen" (PdN) mächtig gekracht hatte (wir berichteten), sollten nun die Wellen des Mitgliederzorns endlich wieder geglättet werden. Bei einer Sitzung in Osnabrück waren Freunde und Feinde noch aufeinander losgegangen wie die Kesselflicker.

Der alte Vorstand, der schwerwiegende Vorwürfe an die "Frantz & Friends"-Fraktion formuliert und diese auch bei Strafverfolgungsbehörden aktenkundig gemacht hatte, verabschiedete sich jetzt bei der Mitgliederversammlung in einem Hamburger Luxushotel von der Bürde dieses Amtes. Erschöpft. Erleichtert. "Damit befreien Sie mich von der Sitzungsleitung", entfuhr es Detlef Kröger, dem bisherigen Vereinsvorsitzenden, Momente nach der Wahl seines Nachfolgers.

Glaubt man den Ausführungen der bisher Zuständigen, haben sie eine wahre Augiasarbeit hinter sich. Dabei ging es wohl vor allem darum, dort solide und seriöse Geschäftsstrukturen zu schaffen, wo ihrer Meinung nach deutlich andere praktiziert wurden. Dass Kröger darauf hingewiesen hatte, ihm habe nicht eine Originalrechnung für die Aktivitäten des Frantz-Umfelds vorgelegen, ist nur ein Mosaikstein von unzähligen. Doch inzwischen habe es nach Krögers Meinung ein Großreinemachen in Frantz' Finanzen gegeben, Außenstände in siebenstelliger Höhe seien von einer Gruppe wohlmeinender und wohlhabender Unterstützer beglichen worden. Der Rest sei in Klagen festgehalten und wird weiter abzuarbeiten sein.

Neue Besen sollen von nun an kehren, als sei praktisch kaum etwas gewesen. Chef des PdN-Fördervereins und damit zuständig für die neuen Strukturen ist jetzt ein smart wirkender Anwalt aus Frankfurt, weiter unten in der frisch angelegten Hierarchie tauchen allerdings auch alte und sehr gute Bekannte von Frantz auf, Alexander von Bismarck beispielsweise oder Carl-Hermann Schleifer. Männer, auf die er sich schon verlassen konnte, als er noch das Sagen beim Schleswig-Holstein Musik Festival hatte. Als seine Welt noch ganz und gar in Ordnung war.

Die eine oder andere neue Führungskraft war nicht einmal leibhaftig anwesend, um die Wahl anzunehmen. Andere wurden von Frantz für ein Ehrenamt vorgeschlagen, ohne den Mitgliedern bislang ein Begriff gewesen zu sein. Von Getreuen umgeben und in der Tiefe des Raumes sitzend, konterte Frantz den Zwischenruf "Der war nie hier!" mit "Er hat aber viel getan!" Na dann. Auch die interessante Idee, jemanden sowohl in den Vereinsvorstand als auch zum Kassenprüfer wählen zu lassen, stammte von Frantz, den viele als "lieb", "verehrt" oder gleich als "Professor" bezeichneten.

"Das normale Vereinsmitglied blickt nicht mehr durch", meinte einer. Dennoch waren die rund 100 anwesenden normalen Vereinsmitglieder wild entschlossen, umfassende Absolution mit ihren rosa Stimmkärtchen zu erteilen und hoffnungsfroh nach vorn zu blicken - statt zurück im Zorn.

Der emotionale Zenit wurde erreicht, als eine Dame, die seit zwei Jahren Mitglied ist und von einer Nachrednerin für ihre Tapferkeit gelobt wurde, dazu anhob, ein selbstverfasstes Gedicht zum 15. PdN-Geburtstag vorzutragen, in dem die Zeile "Anstatt Tränen Träume wecken" vorkam. Es gab begeisterten, dankbaren Applaus.

Als auch das gesagt war, beendete Frantz die Versammlung mit einer Rede, die klarmachte, wie der Hase seiner Meinung nach wieder laufen könnte. "Ich war der erste Verfechter von Transparenz", betonte er. "Ich bin weder Wirtschaftler noch Jurist; wir werden die Dinge hoffentlich auf gesunde und faire Weise aufarbeiten." Auf den Streit um die Besetzung des PdN-Konzertmeisterpostens abzielend, kam ein Satz, der auch fürs große Ganze zutraf: "Ich habe mich als Dirigent vehement dafür eingesetzt, dass die Macht bei mir liegt." Danach: Kaffee und Kuchen.