“Die Fremde“, Feo Aladags Regiedebüt, erzählt die Geschichte von Umay (Sibel Kekilli), die von ihrem Mann geschlagen und gedemütigt wird.

"Ehrenmord" - seit dem gewaltsamen Tod der kurdischstämmigen Hatun Sürücü, die von ihrem Bruder 2005 in Berlin erschossen wurde, geistert dieses Unwort durch die heftig geführten Diskussionen um Parallelgesellschaft und Integration, um Gleichberechtigung und Zwangsheirat, nicht zuletzt auch um strafrechtliche Konsequenzen. Nun ist diese Debatte auch im Kino angekommen, nicht nur mit diesem Film, sondern auch mit Su Turhans ungleich schwächerem "Ayla" (Start: 29. April).

"Die Fremde", Feo Aladags Regiedebüt, erzählt die Geschichte von Umay (Sibel Kekilli). Gleich zu Beginn des Films wird der Zuschauer Zeuge, wie sich die junge Frau in einem Vorort Istanbuls wieder von ihrem Mann schlagen und demütigen lassen muss. Doch jetzt hat sie genug: Umay kehrt kurzentschlossen mit ihrem kleinen Sohn Cem (Nizam Schiller) nach Berlin zurück, zu ihren Eltern und Geschwistern.

Die freuen sich über den unangekündigten Besuch. Was sie nicht ahnen: Umay will bleiben. Je mehr sie auf ihre Eigenständigkeit pocht, um so verständnisloser reagiert die Familie.

Sensibel und vielschichtig nähert sich Aladag, die auch das Drehbuch schrieb, ihren Figuren. Dabei beleuchtet sie ohne Klischees oder Vorurteile die überkommenen Werte einer patriarchalischen Gesellschaft, die in der Fremde nicht mehr greifen. Aladag erliegt auch nicht der Versuchung, die Täter, also die Männer, zu dämonisieren.

Sie sind Gefangene dieser Moral, rat- und hilflos. Atemberaubend in der Titelrolle: Sibel Kekilli ("Gegen die Wand"), die mit ihrer Mischung aus Schmerz und Dickköpfigkeit, Lebensfreude und Unvernunft alle Register zieht.

Die Fremde USA 2009, 123 Min., ab 12 J., R: Feo Aladag, D: Sibel Kekilli, Derya Alabora, Settar Tanrögen, Florian Lukas, täglich im Holi, Koralle, Zeise; Internet: www.diefremde.de

Bewertung: überragend