Sie haben die Weltherrschaft übernommen. Jeder hört auf ihr Kommando. Und sie sind überall.

Die Piepse.

Die Piepse, die Biepse, die Pings und die Blings, die Meckmeckmecks und die Brrtz. Erst nisten sie sich parasitär in Geräten mit sogenannter "intelligenter Technik" ein, und benutzen dann ihre Wirte, um uns am akustischen Gängelband durchs Leben zu piepsen.

Sie nölen beim Abschnallen, beim Anschnallen, beim Einparken und Spaßhaben und Spurverlassen, bei zweieinhalb Regentropfen auf der Windschutzscheibe oder wenn sich der Wagen sonstwie vernachlässigt fühlt. Es piept die Mikrowelle um die Wette mit dem Babyfon, dem das Fenster zu zu und das Baby zu zappelig ist; der mit Besserwisserei aufgerüstete Sensorfeldherd quakt, weil er nicht will, dass der Koch etwas auf die unbenutzte (!) Fläche stellt, der ach-so-schlaue Kühlschrank, wenn er mit seinem Herrchen, der Bananentemperatur oder der Gesamtsituation unzufrieden ist. Es tröten die Türen der Busse und Bahnen, wenn sie unter Völlegefühl leiden; es tun sich die Wasch- und Spülmaschinen, Geld- und Kaffeeautomaten, Fahrstühle und Rückwärtsgänge der Laster piepsend um sechs Uhr früh wichtig - und, hoi!, die Kassenscanner erst, was für eine Piepinale! Vom Mobiltelefon ganz zu schweigen (schön wär's) - es hat den pawlowschen Geräusch-Gehorsam perfektioniert und sich als Herrscher allen Seins etabliert: Piep - fütter mich! Piep - lies die Sims! Piep - drück schön fest meine Knöpfe! Imperatives kleines Piepsstück. Nur übertroffen von dem vorwurfsvollen Klonk! des Computers, wenn man eine Winzigkeit falsch macht.

Die dröhnenden Daddeldiktatoren lassen nicht mal mit sich reden! "Entschuldige, liebe Drehtür, dass ich dich angefasst habe, ich tu's nie wieder, stell doch bitte die Kreisch-Klingel ab. Tut mir leid, Einparkhilfe, wir machen's auf meine Weise - halt die Klappe!": Das ist den Piepsern so egal. Sie ignorieren jegliche Widerrede und drangsalieren einen so lange, bis man ihre Wünschen erfüllt und unter der Maschinenregierung bloß nicht zu viel Selberdenken wagt. Doch sie sind noch lange nicht fertig mit uns. Irgendwann wird es Auspiepser für alles geben, fürs Lieben, fürs Lachen, für zu wahre Wörter; randalierende Lebensverwarner.

"Randale und Liebe" : Singer & Songwriter trifft Poetry-Slam-Krawallteam & Frauenlesebühne mit Mann, Mi 17.3., 20.30, Schauspielhaus/Kantine (Hbf), Kirchenallee 39, Eintritt 6,- unter T: 24 87 13; www.kampf-der-kuenste.de

Nina George schreibt jede Woche in LIVE und liebt Hamburg.