Hamburg. In dieser Deutlichkeit hört man das von Martin Willich selten. "Es reißt sich keiner darum, bei uns in Jenfeld zu drehen", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Vorstellung der Geschäftszahlen seines Unternehmens für 2009. Und in der aus diesem Anlass herausgegebenen Pressemitteilung steht unmissverständlich: "Sorgenkind ist das Geschäft der technischen Dienstleistung am Standort Hamburg."

Nun ist es nicht so, dass 2009 für Studio Hamburg ein ungewöhnlich schlechtes Jahr gewesen wäre. Sein Haus, diktiert Willich den Journalisten in die Blöcke, habe sich im Jahr der Wirtschaftskrise "gegen den Markt entwickelt". Konkret erzielte Studio Hamburg bei leicht rückläufigen Erlösen, die bei etwa 280 Millionen Euro lagen, einen Vorsteuergewinn von 6,2 Millionen Euro. Damit wurden die Erwartungen um 50 Prozent übertroffen und das Vorjahresergebnis von 6,6 Millionen Euro nur unwesentlich verfehlt. Alle Geschäftsbereiche schreiben schwarze Zahlen.

Nur am Hamburger Stammsitz läuft es unrund. Und hätte Jörg Pilawa, der vor seinem Wechsel zum ZDF ein Sabbatical eingelegt hat, seine letzten Produktionen für den NDR nicht alle im zweiten Halbjahr 2009 abgedreht, wäre es wohl noch schlechter gelaufen. Was ist der Grund für die Misere? Er habe jedenfalls keine einzige Produktion von Hamburg nach Berlin verlegt, sagt Willich.

Er weiß ja, dass ihm so etwas immer gerne mal unterstellt wird. Denn der Studio-Hamburg-Standort in Berlin-Adlershof brummt. Innerhalb kurzer Zeit wurden dort zwei Großstudios hochgezogen, die sich auch für große internationale Filmproduktionen eignen. Beide Studiohallen sind belegt: In der einen wird eine neue Staffel der RTL-Show "Let's dance" produziert, in der anderen ein Spielfilm.

Vergleichbare Studios gibt es in der Hansestadt nicht. "In Hamburg haben wir für große Produktionen fast nur den NDR als Auftraggeber", sagt Willich. "In Berlin arbeiten wir für alle." Er verschweigt auch nicht, dass wegen der niedrigeren Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt für das Personal um 15 bis 20 Prozent weniger ausgegeben werden muss als an der Alster.

Was also kann getan werden, um den Standort Hamburg nach vorne zu bringen? 2009 hat Willich damit begonnen, am Stammsitz des Unternehmens Werbefilme zu produzieren. Viel verspricht er sich zudem von einem neuen Studio in der HafenCity. Das Problem ist nur, dass dieses Projekt, seit er es Ende 2007 erstmals öffentlich vorstellte, nicht so recht vorankommt. 2008 bezifferte Willich die Kosten für das Studio, das für große Shows wie etwa "Wetten, dass ...?" ausgelegt sein soll, auf zwölf Millionen Euro. Studio Hamburg wolle dabei mit Spiegel TV kooperieren.

Beim Wollen ist es einstweilen geblieben. Willich, der offenbar ein Grundstück in der Nähe der Ericusspitze im Auge hat, wo das neue "Spiegel"-Haus entsteht, will nun "mit der Stadt reden".

Am 24. April wird der Lenker von Studio Hamburg 65 Jahre alt. In die Rente will er sich aber nicht verabschieden. Womöglich wird er damit warten, bis das wichtige HafenCity-Projekt endlich in trockenen Tüchern ist.