Eigentlich war das Docks schon zu klein für das charmante und stimmgewaltige Konzert von Soul-Sängerin Joss Stone.

Hamburg. Wenn man die Augen schließt und nur auf die Stimme von Joss Stone hört, denkt man an eine etwa 80 bis 90 Kilo schwere schwarze Sängerin. Doch dieses Organ gehört zu einem schmalen weißen Mädchen, das vermutlich nicht einmal 50 Kilo auf die Waage bringt. Joss Stone ist mit einer Stimme gesegnet, die so schwarz ist, als sei sie irgendwo im Süden der USA auf die Welt gekommen. Doch sie stammt aus Dover, der britischen Fährstadt am Ärmelkanal. Groß geworden ist sie zu Hause mit der Musik von Aretha Franklin und Otis Redding, von Tina Turner und Percy Sledge. All dieses Gefühl und die Seele der Musik hat sie in ihren frühen Jahren in sich aufgenommen und lässt sie in den eigenen Songs wieder heraus. Mehr als 1500 Fans drängten sich im Docks, um das Stimmwunder live zu erleben.

Die erst 22 Jahre alte Sängerin präsentiert sich charmant und angenehm zurückhaltend. Hier hält keine Soul-Diva Hof, hier gibt es keinen Glamour und Bombast, hier steht ein Mädchen barfuß auf der Bühne, das nichts weiter möchte als singen. Und dass dieser Abend im Docks ein starkes Soul-Konzert wird, verdankt die Engländerin ihrer famosen Band, die über entsprechende Funkiness verfügt und weiß, wie effektvolle Grooves gesetzt werden müssen. Die fünf Musiker und zwei Backgroundsängerinnen bilden das Fundament, vor dem Joss Stone fabelhaft phrasieren und ihre außergewöhnliche Stimme zur Geltung bringt. 90 Minuten dauert der Auftritt, bei dem Stone sich aus ihren drei Alben mit eigenen Songs bedient.

Für die meisten der Zuschauer ist es ein gelungener Abend, doch viel Unmut gibt es im hinteren Teil des Docks, denn der Klub am Spielbudenplatz wirkt total überfüllt. Wer lediglich einen Platz unter dem Rang ergattern konnte, sieht kaum etwas - es sei denn, sein Körpermaß beträgt 1,90 Meter und mehr -, und auch der Sound kommt dort nur sehr dünn an. Bei Kartenpreisen von mehr als 40 Euro ist das ein äußerst mäßiges Vergnügen.

Es wird Zeit, dass Hamburg einen größeren Klub bekommt, bei dem jeder Zuschauer Konzerte dieser Güteklasse genießen kann. Ohne Einschränkung.