Der ZDF-Fernsehfilm (heute um 20:15 Uhr) erzählt den Fall der Medizinerin, die zwischen den Jahren 2003 und 2007 in Hamburg arbeitete.

Mainz/Hamburg. Was macht eine gute Ärztin aus? Ist es die herausragende fachliche Kompetenz? Das Geschick im Umgang mit Patienten? Oder ist es das Medizinstudium mit Bestnote, die Approbationsurkunde? Diese Fragen stehen im Zentrum von Miguel Alexandres Drama "Eine Frage des Vertrauens", das Drehbuch von Annette Hess beruht auf einer tatsächlichen Geschichte, die in Hamburg für Schlagzeilen gesorgt hatte. 2007 war aufgeflogen, dass eine junge Frau vier Jahre lang als Ärztin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) praktiziert hatte - ohne je einen Doktortitel erworben zu haben. Cornelia E. wurde zu anderthalb Jahren auf Bewährung verurteilt, arbeitet heute in der Pharmaindustrie. Ihr damaliger Vorgesetzter lobte seine Mitarbeiterin: "Sie war eine vorbehaltlos gute Medizinerin." Manchmal gehen gesellschaftlicher Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.

Für die Verfilmung des Falls nahm Jutta Lieck-Klenke, Geschäftsführerin der Hamburger Produktionsfirma Network Movie, Kontakt auf zum Anwalt der Verurteilten, der ihr nach Vorlage des Drehbuchs grünes Licht gab für die Aufnahmen. Das TV-Drama lehnt sich im Kern an die Wirklichkeit an, die Film-Schicksale aber sind frei erfunden. "Ich habe der Frau den fertigen Film als DVD und auch eine Einladung zum Hamburger Filmfest geschickt, bei dem der Film aufgeführt wurde", berichtet Lieck-Klenke. "Darauf habe ich aber keine Reaktion bekommen." Als Hauptdarstellerin stand von Anfang an Silke Bodenbender ("Papa und Mama") fest, sie spielt die falsche Ärztin, die hier Marie Hansen heißt. Es ist die persönliche Lebensgeschichte hinter dem Skandal, die die Macher interessiert. Die Tragik hinter dem Betrug. Wie schnell sich eine (harmlos gemeinte) Unwahrheit verselbstständigt und auf welch wackligen Beinen ein Lebensgebäude steht, das darauf aufbaut, dass niemand misstrauisch wird - davon erzählt "Eine Frage des Vertrauens" zugleich spannend und mit vorurteilsfreiem Blick.

"Ich habe mich mit psychologischen Profilen von Hochstaplern befasst und festgestellt, dass in den meisten Fällen vor allem eine krankhafte Profilneurose zum Betrug geführt hat", sagt Annette Hess. Sie aber wollte von einer positiven Hochstaplerin erzählen, deren Beweggründe nachvollziehbar sind.

Weil sie unter Examensangst leidet - die erste Szene des Films zeigt es eindrucksvoll -, wird Marie Hansen nach der dritten verhauenen Prüfung exmatrikuliert. Sie kann es ihren Eltern nicht sagen, die so hohe Erwartungen in die Tochter setzen und schon genug Schwierigkeiten haben mit der Schwester, die schwanger ist. Acht Jahre später hat sich die junge Frau mit gefälschten Unterlagen einen Klinikjob beschafft und behandelt Kinder mit der lebensgefährlichen Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose. Es könnte alles gut sein ... Maries Drama ist das eines Menschen, der Gutes tun will und doch das Falsche tut.