Nach “Lust“ und “Nacht-Tankstelle“ beendet Franz Wittenbrink mit “Ritze“ die Kiez-Trilogie.

Das Thema Mann lässt ihn nicht los. Klar doch. Er ist leider auch einer, der King der Liederabende. Schon viele Shows hat Franz Wittenbrink den schönen Frauen verehrt. Aber nur einen seinen Leidensgenossen. "Männer" hieß er und spielte - wo sonst? - auf dem Fußballplatz. Nach einer Niederlage sangen sich die Kerle ihre Enttäuschung, den Frust mit den Frauen und generell den Weltschmerz von der Seele. Jetzt schickt Wittenbrink sie in die Kiez-Kneipe "Zur Ritze" zum gemischten Absturz.

"Diesmal ist es eine völlig andere Versuchsanordnung", betont der Regisseur. "Es sind nämlich Frauen dabei." Da beginne bei Männern sofort das Balzen und Lügen. "Sie lassen sich die absurdesten Ausreden einfallen", amüsiert sich Wittenbrink. "Deshalb sind sie auch so komisch."

Zum Beispiel Paul Paulaner alias George Meyer-Goll. "Sex wird doch total überbewertet", meint der abgewrackte Dichterling aus den anderen Kiez-Abenden. Er hat sich eine grobe Abfuhr von Wirtin Carmen (Susanne Jansen) eingehandelt, kümmert sich jetzt um die Handtücher und Duftsteine auf dem "Ritze"-Klo. Oder Benny, gespielt von Luk Pfaff. Das naive Landei ist seinen Kumpeln beim Abi-Feiern auf der Reeperbahn abhanden gekommen und landet in der "Ritze". Schuld ist seine "Schilddrüsenunterfunktion", wie er auf der Ukulele klimpernd klagt. "Go Away Little Boy", stößt ihm Carmen im sanften Blues-Ton von Billie-Holiday recht unsanft Bescheid.

Für seine Kiez-Liederabende hat Wittenbrink recherchiert: "Ich will den trivialen Alltag hinter der Glitzerfassade zeigen." Für seinen Weihnachtsabend der einsamen Gestrandeten wählte er die Esso-Tanke an der Taubenstraße. "Lust" spielt in einem Table-Dance-Schuppen. Und nun ist's der Box-Ring im Trainingskeller der "Ritze" - schräg gegenüber vom St.-Pauli-Theater. Dort schickt Wittenbrink die Männer auf die Suche nach ihrer Männlichkeit. "Sie haben es schwer und sind so blöd", seufzt er (selbst)mitleidig - mit ironisch verdrehten Augen. Er weiß, wovon er spricht. Er ist ein Mann.

Ritze, 8.3. (Premiere), jew. 20.00, St.-Pauli-Theater (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 29-30, Karten zu 16,48 bis 44,43 in den HA-Ticketshops, T. 30 30 98 98; Internet: www.st.-pauli-theater.de