Lidwina Weh (34) ist seit zweieinhalb Jahren Chef-Sommelière im Hotel Louis C. Jacob und damit verantwortlich für einen 20.000-Flaschen-Weinkeller.

Lidwina Weh (34) ist seit zweieinhalb Jahren Chef-Sommelière im Hotel Louis C. Jacob und damit verantwortlich für einen 20 000-Flaschen-Weinkeller. Sie stammt aus der Nähe von Donaueschingen, wohnt in Blankenese, läuft und schwimmt gern.

Wein ist unverzichtbar, weil ...?

... es ein kulturelles Getränk mit schier unendlichen Geschmacksvarianten ist. Darüber hinaus hat Wein auch sozialen Mehrwert, weil er besonders in der heutigen stressigen Welt die Kommunikation fördert.

Wichtigster Weintrend der Gegenwart?

Jetzt, wo es auf das Frühjahr und den Sommer zugeht, wird ein Trend Sauvignon Blanc sein, von dem es inzwischen auch in Deutschland spannende Vertreter gibt.

Größtes Aha-Erlebnis bei einer Probe?

Der vor drei Tagen verkostete 45er Château Mouton Rothschild, der wie ein Bordeaux aus den 80ern schmeckt.

(Fast) allein unter Männern: Haben Sie es als Sommelière schwerer?

In der Branche gibt's keine Probleme. Beim Gast haben Frauen manchmal mehr Erklärungsbedarf, da sind Kompetenz und Feingefühl gefragt. Insgesamt sind Frauen nicht so absolut wie männliche Kollegen.

Braucht die Welt Parker-Punkte?

Ja, weil sie auf die Schnelle eine Bewertung im Maßstab von 100 geben. Der negative Nebeneffekt ist, dass Weingüter aller Länder im Parker-Stil Weine produzieren und so die Weinstilistik vereinheitlicht wird.

Hamburgs beste Plätze zum Weintrinken?

Schöne warme Atmosphäre, pikante Gerichte, eine gute Auswahl im offenen Ausschank findet man in der 49Winebar Mellinghus. Professionell, mit schmackhafter Küche und herzlichen Gastgebern geht es in Polettos Weinbar zu. Immer wieder gern: Pius' Weinwirtschaft in Eppendorf.

Und die Lieblingsrestaurants?

Bisherige Favoriten sind das Tarantella und das Delta Bistro. Ein Muss ist das Fischereihafen-Restaurant. Köstlich finde ich es immer wieder im Tschebull und im La Scala bei Mario Zini. Spanische Köstlichkeiten esse ich gern im Porto Marin.

Hamburgs YesYes?

Man hat mich ja sehr vor den Hanseaten gewarnt, wobei mir ihre diskrete Zurückhaltung sehr entgegenkommt. Hamburger wissen viel, ohne Besserwisser zu sein.

Und das NoNo?

Hamburg liegt viel zu weit weg von den Weinanbaugebieten.

Neue oder Alte Welt?

Beides gern, auch Rotweine aus der Neuen Welt. Bei Weißweinen ist mir der Variantenreichtum der Alten Welt eindeutig lieber.

Edlesüß oder knochentrocken?

Mengenmäßig bevorzuge ich trockene Weine, weil sie einen besseren Trinkfluss bieten. Charmant wird es mit ein paar Gramm Restsüße. Bei Rotwein ist Restsüße ein absolutes No-go. Edelsüße Weine sind eine Köstlichkeit. Durch ihre Konzentration sind sie jedoch sehr intensiv, sodass sie oft nur glasweise genossen werden.

Rot oder Weiß oder Rosé?

Eher rot-weiß gestreift. Das hängt vom Anlass, der Tages- und Jahreszeit ab. Roséweine trinke ich selten und nur, wenn ich sie gut kenne. Sie sind oft zu beerig-verspielt.