Das Andromeda Mega Express Orchestra, Deutschlands spannendstes Ensemble zwischen U und E, kommt ins Stellwerk.

Der Bandname klingt nach einem Fall von schwerem Größenwahn, aber die 20 Musiker um den Klarinettisten und Saxofonisten Daniel Glatzel fassen durchaus nicht ins Leere, wenn sie nach den Sternen greifen. Das Andromeda Mega Express Orchestra (AMEO) aus Berlin bietet eine derart bezwingende Mischung aus improvisierter und notierter Musik, dass man sich wünscht, am 5. März möge für ein paar Stunden die scheinbar unüberwindliche Grenze zwischen Hamburg und Harburg verschwinden, sodass nördlich der Elbe residierende Musikliebhaber scharenweise und ohne mit der Wimper zu zucken die S-Bahn Richtung Süden besteigen, um sie schon wenige Minuten später frohgemut in Harburg wieder zu verlassen, wo - leider blöd versteckt und unzulänglich ausgeschildert - der Jazzclub Stellwerk ihrer harrt. Er befindet sich auf dem Bahnhof selbst, zwischen den Bahnsteigen.

Dank einer finanziellen Zuwendung der Oscar-und-Vera-Ritter-Stiftung kann das Stellwerk das AMEO auf der geräumigen Bühne sein Instrumentarium auspacken lassen. Das reicht von den jazztypischen Saxofonen, Posaunen und Trompeten über die klassiktypischen Geigen und Celli sowie Fagott, Flöte und Harfe bis zur rocktypischen E-Gitarre - Bass, Schlagzeug, Percussion und Vibrafon nicht zu vergessen.

Auch wenn es manchmal schwerfällt, bei Daniel Glatzels rasant-verspielten Husarenstücken der Virtuosität nicht an Frank Zappa oder an das Vienna Art Orchestra in seinen Anfängen zu denken: Epigonalität kann man ihm nicht vorwerfen. Beharrlich folgt er seiner Vision von orchestraler Musik, die einen weit größeren Graben überwindet als den zwischen Hamburg und Harburg: den zwischen E und U, zwischen Hochkultur und guter Unterhaltung. Die "Musik von einem anderen Stern", wie das selbstbewusste Motto der Band lautet, bietet neben ekstatischen Jazz-Improvisationen über komplexen Orchester-Arrangements auch sehr feine, kammermusikalisch ausgehörte Passagen, und die Klangfarben, die durch die ungewohnte Instrumentierung entstehen, sorgen immer wieder für Überraschungen. Jeder der beteiligten Musiker prägt dieses Kollektiv mit seiner Individualität, was nebenbei auch ein hübsches Gesellschaftsmodell im Allgemeinen abgibt.

So vielfältig die Anknüpfungspunkte schon innerhalb des eigenen Netzwerks sind: Das AMEO unterhält auch enge Beziehungen zu den oberbayerischen Experimental-Elektronik-Rockern von The Notwist, deren Schlagzeuger Andi Haberl bei den Andromedas mitspielt, so oft er kann. Spätestens diese Referenz dürfte all jene aufhorchen lassen, die bei dem Wort Orchestra zuerst an Bigband und Vergangenheit denken. Die ist beim AMEO präsent, aber die Spielhaltung ist unüberhörbar von heute.

So genau auf den Punkt das Orchester zusammenspielt, so flusig und scheinbar unbeholfen sind Glatzels Ansagen. Sie holen AMEO-Auftritte auf die Erde zurück - und verleihen ihnen noch eine Extraprise Charme.

Andromeda Mega Express Orchestra , Fr 5.3. 21.00, Jazzclub Stellwerk (im Bahnhof Hamburg-Harburg, zwischen den Bahnsteigen), Tickets zu 15,-/12,- unter T.: 30 09 69 48 und an der Abendkasse, www.stellwerk-hamburg.de