Die Handlung spielt im bedeutungsschweren 1968, befinden wir uns in der DDR...

Der Boxhagener Platz befindet sich im Osten Berlins, und da die Handlung im bedeutungsschweren 1968 spielt, befinden wir uns in der DDR. Regisseur Matti Geschonneck und Drehbuchautor Torsten Schultz kennen den Kiez in Friedrichshain gut - sie verbrachten hier ihre Kindheit und blicken einen Tick zu ostalgisch zurück: Prager Frühling und ein Mord - alles kein Anlass zu Sorge. Dreh- und Angelpunkt ist Oma Otti (Gudrun Ritter), die viel Zeit auf dem Friedhof verbringt, um die Gräber ihrer fünf abgelebten Ehegatten zu pflegen.

Der sechste macht es auch nicht mehr lange, und so versuchen der Fischhändler und Altnazi Winkler (Horst Krause) und der rüstige Spartakuskämpfer Karl Wegener (Michael Gwisdek) ihr Glück bei der flotten Oma. Doch plötzlich ist der Fisch-Winkler tot, Holgers Vater (Jürgen Vogel) nimmt als eifriger Schupo die Ermittlungen auf ...

"Boxhagener Platz" ist humorvoll, aber nicht zu sehr; politisch, aber nicht zu aufdringlich; ironisch, aber nicht verletzend. Diese Unentschiedenheit, die Extreme vorsorglich vermeidet, schlägt sich auch in den Bildern nieder. Die ockergelb-hellbraune Färbung erinnert stets daran, dass der Zuschauer einen Blick durchs Schlüsselloch in längst vergangene Zeiten wirft, aber die Erinnerung an das Böse von vornherein ausklammert. Im Presseheft sind übrigens Oma Ottis Rezepte abgedruckt: Linsentopf, Buletten und Fleischrouladen: Wie bei Muttern eben, und so fühlt man sich auch im Film: behaglich und umsorgt.

+++-- Boxhagener Platz Deutschland 2009, 102 Min., ab 6 J., R: Matti Geschonneck, D: Gudrun Ritter, Michael Gwisdek, Samuel Schneider, Meret Becker, Jürgen Vogel, Horst Krause, täglich im Abaton, Zeise; Internet: www.boxhagener-platz-film.de