Hamburg. Es ist einfach so: Um jugendgerechter, auch frecher choreografieren zu können, braucht es Erfahrung und ein gewisses Alter. Dieser scheinbare Widerspruch bestätigte sich wieder in der "Werkstatt der Kreativität", der ersten Plattform für Schüler der John-Neumeier-Schule als Gäste im Ernst-Deutsch-Theater. "Passion", das letzte Stück des ersten Programms - von Donnerstag bis Sonnabend folgt das zweite -, war denn auch das peppigste mit seinen kleinen Charakterbildern der zwanzigköpfigen, international bunt gemischten Tänzerschar.

Den jungen Leuten der Theaterklasse VIII war die Aufgabe gestellt worden, in ihrer Sprache den Begriff "Passion" in Verbindung mit Tanz zu beschreiben. Die sehr persönlichen, auch witzigen Bekenntnisse aber wurden von der Ballettpädagogin Stacey Denham zu einem quirligen Gesamtkunstwerk aus Tanz- und Sprachmelodie geformt, das unterhielt und mitriss. Zudem setzte es nicht nur die Persönlichkeiten der jungen Tänzer, sondern auch deren technische Fähigkeiten in ein schönes Licht. Tanztechnisch war ohnehin alles fein an diesem Abend.

Es sei eine Werkstatt, betonte auch Ballettintendant John Neumeier, sie präsentiere also nichts Fertiges. Und doch berührten die Ernsthaftigkeit, der Gestaltungswille und die bisweilen verblüffend vielgestaltige Kreativität in Solo- oder Gruppenchoreografien, die auch kostümbildnerische und musikalische Elemente einschloss. Doch hätten wir uns insgesamt mehr jugendlichen Überschwang, Risikofreude und kecke Unbekümmertheit gewünscht. Aber dafür muss man wohl etwas älter sein.

Die Chance, sich hier zu entfalten, besteht, denn EDT-Intendantin Isabella Vértes-Schütter wird auch im nächsten Jahr ihr Haus Neumeiers Tanznachwuchs öffnen.

Werkstatt der Kreativität bis 6.3., 19.30 Uhr, Ernst-Deutsch-Theater, Karten unter T. 22 70 14 20.