Der Name des Hohenfelder Lokals Byzanthinum ist eine blumige Irreführung - aber die Küche ist gut und geschmackvoll.

Der Name assoziiert geballte Geschichte: Oströmisches Reich, Eroberungskriege, kaiserliche Machtkämpfe. Aber weder will das Byzanthinum historische Lehranstalt sein, noch dreht sich in dem Restaurant alles um Byzanz oder den östlichen Mittelmeerraum. Tatsächlich ist hier in Hohenfelde Frankreich das kulinarische Thema, dem sich Inhaber Axel Hagedorn und Küchenchef Sven Moritz verschrieben haben. Genauer: eine deutsch-französische Partnerschaft. Die manifestiert sich in kontrastreicher Küche, die ganz ohne den Drang zum Experimentieren und Haute-Cuisine-Sperenzchen auskommen will. So gibt es eine beispielsweise eine Wiederbegegnung mit Weinbergschnecken Burgunder Art in Kräuterbutter gebacken, mit Cognac parfümiert und mit Baguette serviert für 6,50 Euro.

Der Kurs signalisiert schon, dass hier ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis regiert. Während unseres Tests kamen schön zubereitete Seezungenröllchen mit Lachsfarce und Spinatfüllung in Begleitung von Zuckerschoten (15,90 Euro) ebenso auf den Tisch wie eine perfekt mürbe Rinderroulade mit Apfelrotkohl und Serviettenknödel (11,50 Euro). Auch sehr ansehnlich und geschmackvoll: das Lammcarrée mit Portweinglace, Ratatouille und Rosmarinkartoffeln (16,90 Euro); mit bester Fleischqualität beeindruckte das gegrillte Rinderfilet, das mit einem samtigem Bordeauxfond, Gemüse und Kartoffel-Trüffel-Pürree für 17,50 Euro zu haben war.

Gerade mal 29,90 Euro berechnet Axel Hagedorn für ein Vier-Gänge-Menü, das auch mal elsässisch-deftig inspiriert daherkommen kann: Auftakt mit einer fein aromatisierten Wildessenz Celestine, dann sautierten Grünkohl mit Essig und Speck, Fasan in Holunderblütensauce mit Winzerkraut und Kartoffel-Lauch-Gratin und schließlich flaumige Grießnockerln und Orangenragout. Die Gänge wiesen allerdings zum Teil kleine Schwächen in der Zubereitung auf.

"Die echten Feinschmecker beenden ihre Mahlzeit stets vor dem Nachtisch. Wenn sie nachher noch etwas essen, so geschieht dies nur aus Höflichkeit; sie sind aber meistens sehr höflich." Diese Worte des französischen Literaten und Gastrosophen Grimod de la Reyniére (1758-1837) sind auf der Speisekarte der Dessertrubrik vorangestellt - und es lohnt sich höflich zu sein. Die Crepe Suzette mit Vanilleparfait (4,90 Euro) war perfekt; auch die Auswahl französischer Käse hatte Klasse (7,50 Euro).

Der Weinkeller im Byzanthinum ist französisch-italienisch dominiert; die gallischen Granden sucht man vergeblich, dafür beläuft sich der purpurne trockene Bordeaux offen nur auf faire 4,90 Euro und ein blumig frischer Chablis auf 25,90 Euro für eine Flasche.

Was bleibt? Die Frage nach dem Hintergrund des Namens für diesen Wohlfühlplatz. Angesichts der dominierenden warmen Rot-Orange-Töne könnte man einen Zusammenhang mit byzantinischer Kunst herstellen. Aber das ist auch schon zu weit gedacht. Denn des Rätsels Lösung ist einfach ein kleiner Krokus mit der lateinischen Bezeichnung Colchicum byzantinum - er blüht im Schriftzug des Restaurants.

Byzanthinum Mo-Sa 17.00-23.00, So 12.00-21.00, Uhlandstraße 2 (U Uhlandstraße), Reservierung unter T. 23 93 89 46; Infos im Internet: www.byzanthinum.de