Welche Frau weiß schon, wie ihr Mann sie und ihre Ehe wirklich sieht? In ihrem letzten Buch "Die Wahrheit über meine Ehe" hat die Berliner Journalistin Martina Rellin Frauen aus der Anonymität heraus erzählen lassen, was sie über ihre Männer denken. In "Göttergatten" kommen nun umgekehrt die Männer zu Wort. 17 Deutsche zwischen 29 und 71 Jahren, Männer unterschiedlichen Bildungsniveaus, doch alle der Mittelschicht zugehörig, keiner mit Migrationshintergrund oder Geldproblemen. Eine verhinderte Trennung, weil diese den sozialen Abstieg bedeuten würde, ist hier im Gegensatz zum Buch aus Frauensicht kein Thema. Das mag daran liegen, dass Männer in allen Fällen die Hauptverdiener sind. Und daran, dass Männer sogar anonym nur von sich erzählen, wenn sie überzeugt sind, ihr Leben im Griff zu haben.

Doch auch wenn die Männerwelt in dieser Protokollsammlung etwas zu homogen beleuchtet wird, die Lektüre ist für Frauen sehr aufschlussreich. Schon der erste Fall macht klar: Männer sprechen nicht generell ungern über ihre Gefühle und diskutieren Konflikte - nur mit ihren Frauen fällt es ihnen häufig schwer.

Der 37-jährige Alex ist seit elf Jahren mit Karen verheiratet und sagt, aufgeben komme für ihn nicht infrage, obwohl er das Gefühl hat, seine Frau toleriere ihn nur noch, er sei für sie nur noch Ernährer und Aushilfserzieher der gemeinsamen Söhne. Sie weigert sich, mit ihm über ihre Probleme zu reden, sagt, das bringe nichts, und will ihre Ruhe haben. Dieser Bericht eines Mannes, der seine Frau trotz der erlebten Gefühlskälte und Gleichgültigkeit liebt, ist herzzerreißend.

In diesem Buch erzählen Männer oft sehr berührend von den Anfängen ihrer Liebe, von emotionaler Nähe, Sexualität, Kindererziehung und davon, wie sich die Beziehung zu ihrer Frau entwickelt hat.

Kai bereitet heimlich seinen Absprung vor. Jürgen ist mit seiner Frau sehr glücklich und genießt die Freiräume, die sie einander lassen. Heiko tut das, was ihm gut tut, egal, wie seine Frau sich das gemeinsame Leben vorstellt; dennoch würde er sie nie im Stich lassen. Und Bernd fehlt nach zahlreichen Rückfällen seiner Frau in die Tablettenabhängigkeit die Kraft, um weiterhin mit ihr zu leben.

Oft verquicken die Männer die Liebe zu ihren Kindern auf rührende Weise mit der Liebe zu ihrer Frau. Leichtfertig trennt sich keiner dieser Männer, allerdings werden hier nur langjährige Beziehungen beleuchtet.

Martina Rellin ist es gelungen, auch den unterschiedlichen Sprachgebrauch der Männer beizubehalten. Die einzelnen Geschichten sind spannend aufgebaut. So wird dieses Buch zur unterhaltsamen Lektüre. Zudem liefert es jede Menge Anregungen für Frauen- beziehungsweise Männergespräche - und für wilde Diskussionen mit dem Partner.

Martina Rellin: Göttergatten. Diana-Verlag, 286 S., 16,95 Euro. Die Autorin liest heute, 20.15 Uhr, in der Thalia-Buchhandlung, Europa-Passage, Eintritt 8 Euro.