Viele Regisseure erliegen der Hoffnung, sich mit dem Remake eines Klassikers ein wenig im Glanz des Vorgängerproduktes sonnen zu können.

Viele Regisseure erliegen der Hoffnung, sich mit dem Remake eines Klassikers ein wenig im Glanz des Vorgängerproduktes sonnen zu können. Auch Rob Marshall ("Chicago") erhofft sich mit "Nine", der sehr freien Adaption von Federico Fellinis "Achteinhalb", endlich einen neuen Hit.

Unnachahmlich hatte der italienische Altmeister die - autobiografisch inspirierte - Schaffenskrise eines Filmregisseurs in surreale Bilder eingefangen. Unvergesslich, wie Marcello Mastroianni mit Cowboyhut inmitten einer halb fertigen Filmszenerie über aktuelle und verflossene Lieben sinniert. In "Nine" strauchelt nun der Ire Daniel Day-Lewis als krisengeschüttelter Meisterregisseur Guido Contini seltsam deplatziert durch eine Szenerie der schönen Frauen.

Das längst überfällige Drehbuch will nicht fertig werden, da hilft auch der Ratschlag des Kardinals ("Try Harder") im Badehaus nicht weiter. Also ergibt sich der zergrübelte Guido seiner Paranoia, seinen Projektionen - und ebenjenen Frauen, die ihn mal real, mal - meist leicht bekleidet - singend in traumartigen Showauftritten heimsuchen. Heraus kommt dabei ein leider ziemlich zusammenhangloser Reigen zweifellos schöner Hollywoodgrazien.

Penélope Cruz darf als Guidos Geliebte immerhin ein paar feurige Sätze sagen und im Dreieck mit dessen Frau Luisa, gespielt von Marion Cotillard, noch so etwas wie eine echte dramatische Situation durchleben. Ihre mühsam einstudierte Tanzeinlage in knapper Korsage dürfte in Erinnerung bleiben. Nicole Kidman ringt ihren wenigen Minuten als Muse Claudia ein paar tiefschürfende Sätze ab. Dürftiger fällt der strapaziös overactete Auftritt von Kate Hudson aus, die Guido an einer Bar aufliest. Als einzige Lichtblicke erweisen sich für den gebeutelten Contini nur zwei weise alte Frauen: Judi Dench als Kostümbildnerin und Sophia Loren als Guidos Mutter. Fellinis fatalistische Schlussapotheose "Das Leben ist ein Fest", hier bleibt sie aus. Marshalls Kunstgriff, einen Film als Musical und dieses wiederum als Film zu adaptieren, geht nicht auf. Die Gedanken und Erinnerungen Continis mäandern nebulös, wie die Psychologie der Figur hinter einem Schleier aus Beliebigkeit verharrt. Das kann selbst ein großer Darsteller wie Day-Lewis nicht mehr abfedern.

+++-- Nine USA 2009, 109 Min., ab 6 J., R: Rob Marshall, D: Daniel Day-Lewis, Marion Cotillard, Sophia Loren, Penélope Cruz, täglich im Cinemaxx Wandsbek, Holi, UCIs Mundsburg, Othmarschen; www.nine-movie.com