Hamburg. Mozarts Schäferspiel "Bastien und Bastienne" um zwei verkrachte Liebende, die der Dorfzauberer Colas wieder zusammenführt, als Reality-Show fürs Unterschichtfernsehen zu inszenieren - das ist hübsch und schlüssig. Auch amüsante kleine Regieeinfälle bietet der Einakter, der am Donnerstag im Forum der Musikhochschule Premiere hatte, im Dutzend.

Schade nur, dass das Team um Tine Topsøe (Regie) vor lauter Spaß an der Referenzebenenverschiebung vergaß, Drive und Tempo vom Kopf auf die Bühne zu übertragen. So zieht sich das Stückchen hin wie eine 45er-Single, die man mit 33 Umdrehungen abspielt. Claudia Rometschs Bastienne gefiel stimmlich besser als darstellerisch, bei Andreas Preuß (Bastien) war's umgekehrt. Das kleine Orchester spielte wie eben zusammentelefoniert.

Verblüffende Tiefe zeigte danach "Trouble in Paradise", inszeniert von Sebastian Gruner. Leonard Bernsteins Einakter klang auch musikalisch sorgfältig durchgearbeitet. Das hinreißend choreografierte, toll kostümierte und stimmlich souverän agierende Terzett, das - halb Revue-Trio, halb zappaesker Clownstrupp - unablässig die Segnungen der Vorstadt preist, bildet einen klug balancierten Kontrapunkt zu Dinah und Sam, dem Wohlstandspaar im Unglück. Highend-Messie Dinah verbarrikadiert sich mit Türmen aus Boutiquenkartons vor ihrem Sam, dem tüchtigen Narziss. Verbunden sind sie in der Sehnsucht nach dem falschen Leben im richtigen. Darstellerisch wie sängerisch boten Aviva Piniane und Fabio Niehaus auf sehr ansehnlicher Bühne (Silke Rudolph) bestes Studentenfutter für Auge und Ohr.