Hamburg -. Die Verbindung von Deichkind und Diskurs ist nicht allzu naheliegend. Auch wenn der Hamburger Anarcho-Tec-Rap-Band der Ruf vorauseilt, Live-Auftritte in unterhaltsame und gelinde gegenwartskritische Bühnenshows zu verwandeln. Mit "Deichkind in Müll" - als "Diskurs-Operette" bezeichnet - strebt die Band nach den Brettern, die die Welt bedeuten. Die Welt von Deichkind besteht am Premierenabend überwiegend aus den Zutaten eines herkömmlichen Kindergeburtstages: Hüpfburgen, eine riesige "Zitze" als Showtreppe, Trampolins und Müllsackkostüme. "Arbeit nervt" dröhnt aus den Boxen.

Irgendwann setzt doch noch der Diskurs ein. Ferris Hilton erklimmt einen Tennishochsitz und bemüht ein paar unsortierte Reflexionen über die Band, die Arbeitswelt, das Sexuelle und - Marcuse. In Erinnerung an den plötzlich verstorbenen Deichkind-Produzenten Sebastian Hackert stellen die Bandmitglieder den Besuch einer Familienaufstellung nach. Statt einer Innenschau der Band liefert der Abend einen kruden Mix aus Konzert und Krawall, Schultheater und Psychositzung. Darstellern wie Pheline Roggan bleibt da nur die bloße Statisterie. Kaum spürbar die Regiehand von Ted Gaier und Henning Besser.

Die besten Momente entwickelt der Abend, wenn die Band über alternative Nutzungen ihrer "Zitze" sinniert und wahlweise für "Crackpfeife für Whitney Houston" oder "Dach der Elbphilharmonie" Jubelrufe erntet oder ein Schlauchboot voller Bettfedern mit dem Slogan "Fick Dich nach oben" über die Köpfe der Zuschauer segelt. Diesem Bekenntnis zur Anarchie gepaart mit zündendem Elektrotechno verdankt die Band ihre Popularität. Die Stärke der Jungs ist noch immer das Konzert.

Deichkind in Müll 27., 28.2., 20.30 Uhr, Kampnagel, Jarrrestr. 20-24, Karten T. 27 09 49 49