Hamburg. Die Akte Guggenheim umfasst ellenlange Listen. Als die jüdische Familie 1938 ihr Haus in der Rothenbaumchaussee 121 auf Druck der Nazis verkaufen musste, verpackte sie vorher ihr Hab und Gut in 42 Kisten. Akribisch wurden die Gegenstände aufgelistet und ihr Wert geschätzt. Sie sollten nach Brasilien geschickt werden, wohin die Guggenheims auswanderten. Dort kamen sie nie an. "Die hat sich jemand unter den Nagel gerissen", sagt Jens Huckeriede. Der Hamburger Regisseur hat in seinem Film "Ab nach Rio - Die Akte Guggenheim" die Geschichte der Familie und des Hauses nachgezeichnet.

Huckeriede begibt sich auf Spurensuche und gibt so der Akte und dem Haus die dazugehörigen Geschichten zurück. Er gründelt gern in Hamburger Geschichte. Zuvor drehte er "Return of the Tüdelband - Gebrüder Wolf Story".

Für 22 000 Reichsmark kaufte die Hamburger Familie Fritsche die Villa, in der sich heute das SterniPark-Kinderhaus befindet, von ihren Vorgängern. Ein Dumping-Preis, wie man heute weiß. Nach dem Kriegsende zahlten die Fritsches den vertriebenen Guggenheims allerdings noch einen "Nachschlag". Huckeriede erzählt die Geschichte der Guggenheims und der Fritsches. Er zeigt alte Fotos und projiziert sie auf die Wände des leer stehenden Hauses. Sein besonderes Interesse weckt ein kleiner, verschlossener Raum. Die Spekulationen, was sich dahinter verbergen könnte und ob man ihn öffnen solle, ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film. Am Ende wird das Geheimnis gelüftet.

Die Nachfahren der Hamburger Guggenheims leben in alle Winde verstreut, die meisten in Brasilien. Dort hat der Regisseur Marianne Guggenheims Tochter Ivoné Siman interviewt. Sie spricht am Ende eindringliche Worte : "Das Trauma meiner Mutter hat sich auf mich übertragen. Ich fühle mich weder als Brasilianerin noch als Deutsche. Es ist, als ob ich kein Vaterland hätte - als ob es uns auf dieser Erde nie gegeben hätte."

"Ab nach Rio - Die Akte Guggenheim" hat heute um 19 Uhr im Metropolis Premiere. Jens Huckeriede erwartet dazu Nachfahren der Familien Guggenheim und Fritsche aus Hamburg, Brasilien, Schweden und Israel.