Hamburg. Die gute Nachricht zuerst. 2020 ist die Medienkrise überwunden: "Die meisten Informationsinhalte sind kostenpflichtig als Apps abrufbar. Die Erlöse der Verlage steigen wieder, da GPS in den Lesegeräten lokale Werbung ermöglicht."

So steht es in einem Comic in der Jubiläumsausgabe der "Financial Times Deutschland" (FTD), die gestern zehn Jahre alt wurde. Das Szenario für 2020 ist eine Wunschvorstellung, die wohl jeder Zeitungsredakteur teilt. Die Kollegen von der FTD sind aber mehr noch als andere Kummer gewohnt: Ihr Blatt schreibt seit zehn Jahren rote Zahlen.

Wohl bei keiner anderen deutschen Zeitung fallen wirtschaftliche und publizistische Bedeutung so auseinander wie bei der FTD. In Politik und Wirtschaft ist das Blatt Pflichtlektüre, dessen Auflage bei 100 000 verkauften Exemplaren verharrt. Keine Geringere als Bundeskanzlerin Angela Merkel machte der Zeitung anlässlich des Jubiläums ihre Aufwartung. Im Foyer des Verlags Gruner + Jahr, dem die FTD gehört, sprach die Kanzlerin ein paar warme Worte.

Zuvor hatten schon Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur - unter ihnen Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, Grünen-Chef Cem Özdemir, Hamburgs SPD-Vorsitzender Olaf Scholz, die Vorstandschefs Frank Appel (Deutsche Post), Michael Frenzel (TUI), Jürgen Großmann (RWE) sowie der Schriftsteller Burkhard Spinnen - für die Jubiläumsausgabe verantwortlich gezeichnet.

Nur den Teil der Zeitung, in dem sich die FTD ein wenig selbst feiert und wo sich auch das 2020-Szenario fand, produzierte die Redaktion allein. Nun wissen wir, dass die FTD "den Wirtschaftsjournalismus verändert" und "Standards gesetzt" hat. So weit ist alles klar. Bleibt nur eine Frage: Warum gibt es die FTD-Apps umsonst, wenn doch 2020 kostenpflichtige Apps die Regel sein sollen, wie sie schon heute Wettbewerber des Jubilars anbieten?